Volltext: Jahresbericht 1964 (1964)

Freilich darf man die Wirkung von Führungen und Vorträgen 
nicht überschätzen, oft lenken sie eher vom Wesentlichen, vom 
Schauen ab. Man muß zum Beispiel bei Führungen beobach- 
ten, wieviele Teilnehmer den Sprechenden und nicht die 
Werke ansehen. Wichtig wäre wohl, in taktvoller Weise zu 
versuchen, mehr Leute zum Besuch von Museen und Aus- 
stellungen anzuregen. Auch hier ist oft der erste Schritt der 
schwerste. Wie man aber eine Sprache oder einen Sport am 
leichtesten in der Jugend lernt, so auch in diesem Fall. Wir 
sind leider weit von den Zuständen, zum Beispiel in Hol- 
land, entfernt, wo Museumsbesuch ein Schulfach schon 
in der Primarschule ist und wo, wie auch in allen amerika- 
nischen Museen, eigene Angestellte sich mit den Jungen be- 
schäftigen. Hier wäre viel Arbeit in der Stille zu leisten, 
nicht durch irgendwelche spektakuläre Maßnahmen, sondern 
durch unermüdliche Kleinarbeit. Dazu fehlen aber leider Zeit 
und die dazu nötigen Mittel. Wir verfügen über einen zwar 
guten und gut eingespielten und zusammenarbeitenden Mit- 
arbeiterstab, doch ist dieser viel zu klein und schon durch 
die gegenwärtigen Leistungen überfordert. 
Und damit sind wir — leider — wieder bei den Zahlen 
und bei den allerdings durch Zahlen bestimmten finanziellen 
Fragen. Nicht nur fehlen die Mittel, den Mitarbeiterstab zu 
erweitern, die heute vorhandenen sind auch bereits infolge 
der Teuerung knapp, um nicht zu sagen ungenügend ge- 
worden, um auch nur die bisherige Aktivität zu erhalten. 
Die Betriebskosten steigen nicht nur mit der allgemeinen 
Teuerung, sondern infolge der immer höheren Versicherungs- 
werte der Kunstwerke in noch stärkerem Maß. Daß die für 
Ankäufe zur Verfügung stehenden Mittel je länger je un- 
genügender sind, ist leider eine Tatsache, und doch sollte eine 
Sammlung nicht etwas Totes und Fixiertes, sondern ein 
lebendiger Organismus sein, der sich entwickelt.
	        
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