Durch das Attribut des Aehrenkranzes wird die Identifika-
tion. des Kopfes als Ceres bestimmt. Diese ursprünglich alt-
italische Gottheit, die über die Fruchtbarkeit des Getreides,
aber auch der Menschen wachte und die zusammen mit der
chthonischen Göttin «Tellus> in direktem Kontakt mit dem
Reiche der Toten stand, wurde seit dem vierten vorchristli-
chen Jahrhundert, der Zeit, da die meisten altrömischen Gott-
heiten den anthropomorphen Göttern Griechenlands angepaßt
wurden, der hellenischen Göttin Demeter angeglichen; der
griechischen Göttertrias Demeter - Kore - Dionysos entsprach
die lateinische Ceres - Liber - Libera.* In dieser Tradition ist
der Typus der mit einem Aehrenkranz geschmückten Göttin
geläufig; mehrere Büsten und Köpfe aus Terrakotta aus der
Zeit des ausgehenden Hellenismus (gegen Ende des 9. Jahr-
hunderts vor Christus), die 1927 in Ariccia südlich von Rom
gefunden wurden, können anhand des Aehrenkranzes als
Ceres-Figuren gedeutet werden.*
Die Untersuchung der Technik unseres Kopfes ergibt, daß
die Gesichtsmaske aus einer Matrize geformt wurde, daß
jedoch die Haare, der Aehrenkranz und der Schleier frei-
plastisch aufmodelliert wurden; in diesem zweiten Arbeitsgang
entstanden auch die erwähnten Ritzungen an den Augen. In
derselben Technik wurden die beiden dem gleichen Fund-
ort entstammenden Terrakottaköpfe gebildet — ja es zeigt sich
sogar, daß alle drei Köpfe aus einer einzigen Maske geformt
wurden.” Während des Kopf des Kunsthauses eindeutig als
Ceres identifiziert werden kann, lassen die ebenfalls freipla-
stisch modellierten Frisuren der Köpfe, die von Langlotz publi-
3 vgl. Henri Le Bonniec, Le culte de Ceres ä Rome, Paris 1958.
4 Die Köpfe wurden publiziert von R. Paribeni, in: Notizie degli Scavi di Anti-
chitä comunicate alla R. Accademia Nazionale dei Lincei, Mailand 1930, S. 370 ff.
und Taf. XVI—XVII. Siehe auch Werner Technau, in: Archäologischer An-
zeiger, 1931, S. 652 und Abb. 6—8.
Die drei Köpfe wurden von Prof. Jucker, Bern, nachgemessen, wodurch der
schon aus der reinen Anschauung evidente Sachverhalt bestätigt werden konnte.
Für diese und weitere wertvolle Mitteilungen bin ich Herrn Prof. Jucker zu
Dank verpflichtet.
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