Full text: Jahresbericht 1964 (1964)

Durch das Attribut des Aehrenkranzes wird die Identifika- 
tion. des Kopfes als Ceres bestimmt. Diese ursprünglich alt- 
italische Gottheit, die über die Fruchtbarkeit des Getreides, 
aber auch der Menschen wachte und die zusammen mit der 
chthonischen Göttin «Tellus> in direktem Kontakt mit dem 
Reiche der Toten stand, wurde seit dem vierten vorchristli- 
chen Jahrhundert, der Zeit, da die meisten altrömischen Gott- 
heiten den anthropomorphen Göttern Griechenlands angepaßt 
wurden, der hellenischen Göttin Demeter angeglichen; der 
griechischen Göttertrias Demeter - Kore - Dionysos entsprach 
die lateinische Ceres - Liber - Libera.* In dieser Tradition ist 
der Typus der mit einem Aehrenkranz geschmückten Göttin 
geläufig; mehrere Büsten und Köpfe aus Terrakotta aus der 
Zeit des ausgehenden Hellenismus (gegen Ende des 9. Jahr- 
hunderts vor Christus), die 1927 in Ariccia südlich von Rom 
gefunden wurden, können anhand des Aehrenkranzes als 
Ceres-Figuren gedeutet werden.* 
Die Untersuchung der Technik unseres Kopfes ergibt, daß 
die Gesichtsmaske aus einer Matrize geformt wurde, daß 
jedoch die Haare, der Aehrenkranz und der Schleier frei- 
plastisch aufmodelliert wurden; in diesem zweiten Arbeitsgang 
entstanden auch die erwähnten Ritzungen an den Augen. In 
derselben Technik wurden die beiden dem gleichen Fund- 
ort entstammenden Terrakottaköpfe gebildet — ja es zeigt sich 
sogar, daß alle drei Köpfe aus einer einzigen Maske geformt 
wurden.” Während des Kopf des Kunsthauses eindeutig als 
Ceres identifiziert werden kann, lassen die ebenfalls freipla- 
stisch modellierten Frisuren der Köpfe, die von Langlotz publi- 
3 vgl. Henri Le Bonniec, Le culte de Ceres ä Rome, Paris 1958. 
4 Die Köpfe wurden publiziert von R. Paribeni, in: Notizie degli Scavi di Anti- 
chitä comunicate alla R. Accademia Nazionale dei Lincei, Mailand 1930, S. 370 ff. 
und Taf. XVI—XVII. Siehe auch Werner Technau, in: Archäologischer An- 
zeiger, 1931, S. 652 und Abb. 6—8. 
Die drei Köpfe wurden von Prof. Jucker, Bern, nachgemessen, wodurch der 
schon aus der reinen Anschauung evidente Sachverhalt bestätigt werden konnte. 
Für diese und weitere wertvolle Mitteilungen bin ich Herrn Prof. Jucker zu 
Dank verpflichtet. 
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