ziert wurden®, keine nähere Bestimmung zu. Beide Köpfe tra-
gen, wenn auch mit unterschiedlichem Empfinden ausgeformt,
dieselbe Frisur, die sogenannte «Scheitelknotenfrisur», deren
Beliebtheit in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Chri-
stus zahlreiche Münzbilder dokumentieren.’
Die stilistische Entwicklung in Rom während des letzten
vorchristlichen Jahrhunderts ist anhand des gegenwärtig be-
kannten, disparaten Denkmälerbestandes nur in großen Zügen
zu überblicken.? Das Ideal des pathetisch, ausdruckstarken, in
weichen Formen modellierenden Hellenismus weicht mehr
und mehr einem schlichteren, sachlichen Stil, der eine härtere
Formgebung mit zeichnerischen Mitteln auszudrücken ver-
sucht und auf fein abgestufte Licht- und Schattenwirkungen
verzichtet, um schließlich in den typisch römischen Klassizis-
mus eines beruhigten, zuweilen trockenen Empfindens einzu-
münden — eine Entwicklung, die in dem berühmten Friedens-
altar des Augustus ihren Höhepunkt findet. Unser Ceres-Kopf
scheint uns diese stilistische Wandlung mit der erwähnten
Unterschiedlichkeit in der plastischen Gestaltung, wie sie in
Mund und Augen zum Ausdruck kommt, treffend zu spiegeln,
wobei das klassizistisch anmutende Element — die regelmäßi-
gen Umrisse und die gleichgewichtige Symmetrie — den
Gesamteindruck bestimmt. Wir fragen uns deshalb, ob die von
Langlotz vorgeschlagene Datierung (70/60 vor Christus)? nicht
etwas zu früh angesetzt ist, und möchten als mögliche Lösung
für die Entstehungszeit der drei Köpfe die zweite Jahrhundert-
hälfte zur Diskussion stellen. Felix Andreas Baumann
5 Ernst Langlotz, Zwei römische Terrakottaköpfe, in: Neue Beiträge zur klassi-
schen Altertumswissenschaft, Festschrift zum 60. Geburtstag von Bernhard
Schweizer, Stuttgart 1954, S.311 ff. und Taf. 65. Die beiden Köpfe befinden sich
heute in der Sammlung Hirschhorn, New York.
siehe Olof Vessberg, Studien zur Kunstgeschichte der römischen Republik, Lund
1941, Taf. XIII 1—5. Zur Scheitelknotenfrisur siehe Vessberg S. 248,
Eine zusammenfassende Uebersicht über die Entwicklung gibt Guido Kaschnitz
von Weinberg, Das Schöpferische in der römischen Kunst, Hamburg 1961,
3.110£.
3 Langlotz op. cit. S. 314.
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