Volltext: Jahresbericht 1964 (1964)

niert, wohnt eine physiognomisch hintergründige Ausdrucks- 
geladenheit inne. Die Farbe ist überwiegend mit breitem 
Spachtel aufgetragen: mosaikartig artikuliert sie die Bild- 
ebene, und mit diesen aperspektivischen Elementen kontra- 
stieren aufs schärfste die linear tiefenräumlichen Impulse — 
das Bildgefüge befindet sich unter dem Zeichen heftiger 
Spannung. In der dunklen Moderfarbigkeit, aus der es 
fluoreszierend herausleuchtet, verdichtet sich die heillose Ver- 
wesungsatmosphäre dieser suggestiven Stadtlandschaft, die 
aine Nekropolis ist. 
Zu Joan Mirös «Portrait III» von 1938® tritt num ein 
weiteres Bild des Katalanen: «Composition, Oel auf Leinwand, 
99 X 81 cm, bez. u. r.: Mirö 1925, Auf mit stumpfem Blau 
trocken eingestrichenem Fond — so daß die Pinselzüge über 
der grundierten Leinwand zu erkennen sind — erscheinen 
drei abstrakte Figurationen: in der Mitte ein rotes «Doppel- 
herz», das nach oben eine schwarze Zickzacklinie, nach unten 
eine schwarz getupfte Schlangenlinie entsendet; links eine 
rot-gelb-weiß getupfte Spirale; rechts zwei schwarz getupfte 
Kreise, deren Zentren durch einen schwarzen Strich 
oben mit zwei Rundformen verbunden sind. Darauf be- 
schränkt sich der ganze anschauliche Formbestand des Ge- 
mäldes. Ihm entspricht kein außerhalb der Bildwirklichkeit 
vorhandener Vorstellungskomplex mehr. Es handelt sich um 
traumhaft-irreale, im Bereich des Spielerischen angesiedelte 
Evokation von Bewußtseinsinhalten, die, sichtbarer Form und 
Farbe überantwortet, ihr wunderliches Leben auf der Lein- 
wand treiben. Die dreidimensional körperlichen Dinge, die 
Mirö bis zu der um 1923/24 überraschend sich vollziehenden 
«Kehre» seiner Kunst dargestellt hatte, sind nicht länger 
i3 Jacques Dupin, Joan Mirö, Leben und Werk, Köln 1961, Nr. 495. 
14 Dupin, a. a. O., Nr. 144.
	        
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