Montanasee-Landschaften, die zu den wertvollsten Werken
Hodlers gehören mögen, trägt jedes einzelne Blatt zur Kennt-
nis des Künstlers bei; gewisse Zeichnungen werfen sogar ein
neues Licht auf sein Schaffen. Deshalb schien es der Direktion
des Zürcher Kunsthauses angebracht, in der diesjährigen Aus-
gabe der Neujahrsblätter der Zürcher Kunstgesellschaft einen
illustrierten, kritischen Katalog der gesamten Schenkung aus
dem Nachlaß von Herm und Frau Hector Hodler veröffent-
lichen zu lassen.
Diese Publikation soll aber auch als Würdigung der in
der Hodler-Literatur relativ wenig bekannten Persönlichkeit
Hector Hodlers erscheinen. Man weiß, daß Hector seinem
Vater ein bevorzugtes Modell war: als kleines Kind erscheint
er schon in der von väterlicher Zartheit erfüllten Werkreihe,
die Hodler 1888/89 dem Thema Mutter und Kind widmete;
später erkennt man Hector in wichtigen Einzelfigurenbildern
und Kompositionen wie Der Auserwählte, 1892/93 (Berner
Kunstmuseum), Anbetung, 1894 (Kunsthaus Zürich und
Musege d’Art et d’Histoire, Genf), Der Frühling, 1901 (Volk-
wang-Museum, Essen), Blick in die Ferne (wovon eine Fas-
sung in der Oeffentlichen Kunstsammlung zu Basel) und
Jüngling vom Weibe bewundert, 1903 (Kunsthaus Zürich),
schließlich als Zentralfigur der Einmütigkeit, 1911—1913
(Rathaus der Stadt Hannover). Hector Hodler lernte bei
seinem Vater zeichnen und malen, er war ihm gelegentlich
als Malergeselle behilflich. Weniger bekannt dürften aber
Hectors eigene Zeichen- und Malversuche sein, von denen
im erwähnten Neujahrsblatt einige Proben wiedergegeben
werden sollen. Man weiß wohl allgemein, daß Hector Hodler
als Journalist tätig war und vielleicht auch, daß er sein Leben
dem Ideal der Esperantobewegung, der Schaffung einer uni-
versellen Sprache, gewidmet hat. Wenige jedoch wissen von
Hector Hodlers literarischer Begabung, die sich schon in den
Aufsätzen des Gymnasiasten offenbarte und die er später
für die Sache des sozialen Fortschritts und der Verständigung
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