Schwierig ist in unserem Falle zu entscheiden, in welchem
äußeren Zusammenhang das Hufschmiedbild aufgestellt war.
Die Bezeichnung «enseigne» könnte zur Annahme einer Auf-
stellung im Freien verleiten, was jedoch durch den recht guten
Erhaltungszustand ausgeschlossen wird; das Fehlen jeglicher
Spuren von Scharnieren deutet darauf hin, daß die Tafel als
Türfüllung diente oder in eine Wand eingelassen war. Ohne
Grundierung wurden die Farben in bewegt lockerer Pinsel-
führung teils lasierend dünn, so daß der Holzgrund durch-
schimmert, teils pastos aufgetragen; die teerhaltigen Braun-
töne sind heute gerissen und haben sich zu kleinen Knollen
verklebt, wie dies in gleicher Weise auch beim «Verwundeten
Kürassier> und dem «Medusenfloß» beobachtet werden kann.
Dargestellt ist ein schweres, sich aufbäumendes, weiß-
geflecktes Pferd, das von einem kräftigen Hufschmied mit
langer lederner Schürze gehalten wird. Links im Hintergrund
erscheint, vom offenen Feuer rot erleuchtet, ein zweiter Geselle,
die Linke hoch erhoben, wahrscheinlich einen Blasbalg zie-
hend.
Ueber die Entstehung dieser Komposition erteilt das Skiz-
zenbuch im Art Institute von Chicago, das kürzlich von Lorenz
Eitner publiziert wurde‘, wertvolle Hinweise; auf den Seiten
nach fol. 38 r folgt sich über ein Dutzend Skizzen, in denen
der Maler die Stellung von Mann und Pferd mehrfach varliert
und schließlich zur endgültigen geschlossenen Gruppe zusam-
menfügt. Einem Genremotiv gleich stehen zunächst der Huf-
schmied und das Pferd in loser Verbindung in derselben
Ebene, und erst nachdem das Pferd wiederholt die Richtung
geändert hat, wird der Schmied deutlich vor das Tier gestellt;
die letzte Skizze zeigt die Gruppe in der bekannten allseitig
ausgewogenen Haltung, wobei auch schon der recht enge Bild-
ausschnitt angedeutet ist, der die Komposition zu monumen-
vgl. Anmerkung 1,
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