das Gericault in ungezählten Studien — namentlich des
Skizzenbuches des Zürcher Kunsthauses — zu bewältigen
sucht. Die Verwurzelung des Künstlers im Klassizismus —
obwohl Gericaults Lehrer Guerin kein direkter Schüler Davids
war, lehrte er dessen Methode — zeigt sich darin, daß Plastizi-
tät in der Folge immer stärker durch geschlossene Konturen
erreicht wird; nicht zufällig hat sich das Zitat erhalten, wo-
nach Gericault die Umrisse seiner Zeichnungen so solid wie
Draht zu gestalten suche.
Die Auseinandersetzung mit der klassizistischen Schule
]äßt sich in unserem Bild auch in der Komposition nachweisen.
Klassizistisch ist das Streben nach einer großen, monumentalen
Gruppe, die sich ausgewogen und auf dem Boden verankert
(vergleiche die konstruierte parallele Anordnung der Beine
von Mann und Pferd) zum überragenden Pferdehaupt empor-
steigert. Daß jedoch der Eindruck einer geschlossenen, beinahe
stabil wirkenden Monumentalität aus Bewegung — vor allem
dem Aufbäumen des Pferdes — resultiert, belegt die Abwen-
dung von den Regeln der akademischen Tradition, die stabile,
geradezu architektonisch gebaute Gruppenbildungen bevor-
zugt.
Entsprechend weicht auch die Raumauffassung von den
Gebräuchen der «Ecole» ab. Während die Gruppe von Mann
und Pferd eine allseitig in den Raum ausgreifende Dynamik
entwickelt, zwingt die Schrägansicht der sehr beschränkten
Raumbühne den Blick des Betrachters von links vorn nach hin-
ten rechts — ein Bewegungsablauf, dem sich die Hauptgruppe
kontrapostisch entgegensetzt. Eigenartig zwitterhaft gibt sich
die Hintergrundkulisse; einerseits erkennt man einen gedeck-
ten Vorplatz in Holzkonstruktion, zu dem sich wiederum im
Skizzenbuch von Chicago fol. 40 v eine Vorstudie findet; ander-
seits ist diese gebaute Architektur derart von «Natur» um-
fangen — formal entspricht der Holzsäule rechts außen auf
der gegenüberliegenden Seite der von Efeu umrankte Baum:-
stamm, dem ungeglätteten fleckigen Boden antwortet auf dem
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