mittelbar rechts vor einem mit gestreiften Gardinen behängten
Fenster (den beiden einzigen sichtbaren Lichtquellen im
Bilde) befindet und schräg nach rechts blickt; übertrieben
starke Größenunterschiede trennen die beiden Figurenpaare
in der Tiefenstaffelung. Diesen raumschaffenden stehen
ebenso viele Momente gegenüber, die die räumliche Situa-
tion verunklären. So läßt sich nur annähernd der Verlauf
der rückseitigen Abschlußwand verfolgen, die nicht parallel
zur Bildebene liegt; in der linken Bildhälfte scheint sie leicht
gegen die Bildmitte vorzutreten, um unmittelbar rechts der
stehenden Figur im roten Kleide (rechts des Lesenden) in
eine erkerähnliche Vertiefung umzubiegen. Ganz rechts
scheint eine seitliche Abschlußwand die Szene zu rahmen,
der am äußersten linken Bildrand — bewußt nur angedeutet
— die Schmalseite eines Kamins entspricht.
Neben diesen räumlichen Abstufungen läßt sich eine
Flächenordnung von nicht minderer Bedeutung herauslesen.
So findet sich sicher nicht zufällig als hellster Akzent die von
diversen Papieren bedeckte Tischplatte genau in der Bild-
mitte. Gleichgewichtig symmetrisch flankiert den Tisch beider-
seits das dreiteilige Motiv: Fenster — Alte Frau — Rückenfigur.
Als weitere Kompositionslinie, die sowohl räumlich als auch
flächig gelesen werden kann, gibt sich die Kurve eines Kreis-
segmentes zu erkennen, die sich von Bildrand zu Bildrand
spannt und die vielteilige Komposition zusammenhält: sie
beginnt mit der sitzenden Frau links, setzt sich über den
Rocksaum der Stehenden fort, tritt mit dem vordersten Bein
des Tisches über das Bildfeld hinaus, um sogleich über Stuhl
und Rückenfigur rechts wieder einzutreten, nach oben und
hinten zu weisen."
Als wichtigste Beobachtung muß schließlich festgestellt
werden, daß sich über das ganze Bild hinweg eine Konkurrenz
von Flächenmustern und räumlichen Elementen zieht. Die
(0 Diese Kurve wurde erstmals von Schweicher, op. cit. S. 84 erwähnt.
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