Volltext: Jahresbericht 1966 (1966)

kreuz und quer liegenden Teppiche hindern mit ihrer 
Musterung, die kaum verkürzt gegeben wird, die Klärung des 
Bodengrundrisses. Die Wände sind aufgelöst in Farbflecken, 
die ihre gegenständliche Herkunft von «papier peint» oder 
Wandbehang kaum noch erkennen lassen. 
Gerade dieses Schweben zwischen Räumlichkeit und 
Flächenmusterung ist für Vuillard in den Jahren unmittelbar 
vor 1900 charakteristisch. Es ist hier nicht der Ort, die Ent- 
wicklung der Raumgestaltung in Vuillards Bildern ausführlich 
darzulegen. Um jedoch die Bedeutung des neuerworbenen 
Bildes zu erfassen, scheint es nötig, kurz den Stil zu Beginn 
der neunziger Jahre und nach 1900 zu streifen. Nach 1890 setzt 
der erste Höhepunkt in Vuillards Schaffen ein: es entstehen die 
ersten größeren Interieurbilder, die meist das Couture-Atelier!! 
seiner Mutter wiedergeben, und 1894 die ersten Wanddekora- 
tionen, 9 panneaux der Jardins des Tuileries, denen in den 
folgenden Jahren weitere bedeutende Wandbilder mit Interieur- 
szenen folgen.” Die Ateliers setzen sich ausschließlich aus 
Flächenelementen zusammen, die Tiefe wird verneint; den 
Bildern eignet ein teppichartiger, dekorativer Charakter, der 
durch die Darstellung mannigfaltiger, oft großgemusterter 
Stoffe unterstrichen wird. Die Bilder nach 1900 dagegen 
schaffen. in erster Linie räumliche Klarheit; die dekorativen 
Musterungen verschwinden zugunsten einer oft peinlich 
genauen Detailzeichnung. 
Diese kurzen Bemerkungen mögen genügen, um zu zeigen, 
daß sich im «Grand Interieur» die beiden Tendenzen die 
Waage halten, hat es doch den ganzen Reichtum textiler 
Flächenmusterungen der vorangegangenen Periode beibehal- 
ten und Erfahrungen der Raumdarstellungen der späteren 
Zeit vorweggenommen, ohne jemals die Einheit des Stil- 
11 Claude Roger Marx, Vuillard et son temps, Paris 1945, Abb. S. 33; Andrew 
Carnduff Ritchie, Edouard Vuillard, New York 1954, Abb. S. 32, 33. 
12 Zusammenstellung von Vuillards Dekorationen siehe Andre Chastel, Vuillard, 
Paris 1946, S. 115. 
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