gruppe wird oft verkannt, was jedoch nicht erstaunt, sind doch diese Bil-
der ihrer schockierenden Offenheit wegen nur selten zu sehen. Tatsächlich
gehören Werke wie «Persede tuant le dragon» 1910 oder auch «La
haine®» 1908 noch heute zu den umstrittensten Bildern des Künstlers.
In glücklicher Weise konnte die Lücke nun mit « Roger delivrant Ange-
lique» von 1907 (Livre de raison Nr. 608) geschlossen werden. Vallottons
Versuch, die alte Fabel vom Drachentöter in modernen Formen wiederzu-
geben, scheint uns deshalb geglückt, weil die Phantastik der Erzählung
mit der Mehrschichtigkeit der Gestaltungsmethoden übereinstimmt, das
heißt in diesem Fall die Figuren plastisch greifbar in eine völlig unräum-
lich flächige Landschaft eingefügt sind. Ohne jegliche Tiefenillusion legen
sich zonenartig übereinander der platt gemalte Strand, ein hellolivfarbenes
Meer und in der obern Bildhälfte ein dumpfer Himmel mit hellgeränder-
ten Wolkenscheiben. Diesen klaren Aufbau ignorierend, setzen die Figu-
ren Volumen, wo gar kein Raum zu existieren scheint; der Akt und der
Reiter sind deshalb auch nicht in der Landschaft verankert, sondern schwe-
ben mehr oder weniger beziehungslos vor dem Hintergrund. Einzig der
etwas klägliche Drache scheint wirklich dem Wasser zu entsteigen und
wird somit zum Mittler zwischen den beiden Raumauffassungen.
Auch mit der Erwerbung der beiden Gemälde «Adam und Eva» und
« Das Kreisen der Planeten» von Augusto Giacometti konnte eine bereits
vorhandene Werkgruppe in willkommener Weise erweitert werden, so
daß sich heute die malerische Entwicklung während den entscheidenden
Jahren des damals revolutionären Künstlers in der Zürcher Sammlung
lückenlos verfolgen läßt. Eingeleitet wird die Reihe durchwegs großfor-
matiger Bilder mit der Jugendstilkomposition «Die Nacht» von 1903.
Während dieses großartige Frühwerk ganz aus dem verschlungenen Spiel
scharf gezogener Kurvaturen lebt und auf einige wenige Töne stilisiert ist,
zeigt «Adam und Eva» bereits einen Umschwung zu größerer Wichtigkeit
der Farbmaterie an, eine Tendenz, die sich in den folgenden Jahren verstärkt,