schaft auseinandergesetzt; die innige Verbindung von Mutter und Kind
klingt erstmals im «Ave Maria a trasbordo» in unnachahmlicher Reinheit
auf, und später entstehen als großangelegte Verherrlichungen der Mutter-
liebe «Il frutto dell’amore» und (1894!) «L’angelo della vita?».
Es ist nicht ausgeschlossen, daß eigenes Erleben den Maler immer wieder
dazu geführt hat, die Mutterliebe im Bild festzuhalten, hat doch der 1858
geborene Knabe bereits 1863 seine eigene Mutter durch den Tod verloren
und anschließend bei Stiefschwestern und in einer Anstalt für verwahr-
loste Kinder eine unglückliche Jugendzeit durchgemacht.
Die beiden Kompositionen sind nicht unverändert in die kleinere Fassung
transponiert worden, was zum Teil wohl auch mit der eigenartigen Tech-
nik der späteren Bilder zusammenhängen mag, die Segantini in seinem
ganzen (Euvre nicht wieder verwendet. Es handelt sich um eine sgraffito-
ähnliche Malweise, die anläßlich der Segantini-Ausstellung in St.Gallen
wie folgt beschrieben wurde: «Weißgrundierter Karton mit waagrechten
Pinselzügen, blaugetönt in Lasur, aus dem mit einer dünnen Nadel die
Helligkeiten herausgeholt wurden. Dunkelheiten mit Conte-Schwarzkreide
verstärkt? », Veränderungen gegenüber der ersten Fassung sind jedoch
nicht nur auf die ungewohnte Technik zurückzuführen — auch die Kom-
positionen erhielten in entscheidenden Punkten eine neue Gewichtsver-
teilung. So wurde im Bild der «Wollüstigen» die Gruppe der Frauen aus
der Bildmitte in die linke Bildhälfte verlegt, um einem in die Tiefe füh-
renden Schneefeld Platz zu geben; während in der Fassung von Liverpool
in der Bergkette im Hintergrund der im letzten Abendlicht aufleuchtende
Piz d’Err zu erkennen ist, hat in der zweiten Fassung das Hintergrunds-
gebirge bizarr-phantastische Formen angenommen. Ein kühles Mondlicht
breitet sich über der ganzen Szenerie aus, die dadurch noch unwirklicher,
traumhafter und transparenter erscheint. Gegenüber dem lichtlos-schat-
tigen Vordergrund der ersten Version weist unser Bild äußerst fein ge-
zeichnete Schattenbilder auf — eine Feststellung, die in gleichem Maße für