Volltext: Jahresbericht 1967 (1967)

schaft auseinandergesetzt; die innige Verbindung von Mutter und Kind 
klingt erstmals im «Ave Maria a trasbordo» in unnachahmlicher Reinheit 
auf, und später entstehen als großangelegte Verherrlichungen der Mutter- 
liebe «Il frutto dell’amore» und (1894!) «L’angelo della vita?». 
Es ist nicht ausgeschlossen, daß eigenes Erleben den Maler immer wieder 
dazu geführt hat, die Mutterliebe im Bild festzuhalten, hat doch der 1858 
geborene Knabe bereits 1863 seine eigene Mutter durch den Tod verloren 
und anschließend bei Stiefschwestern und in einer Anstalt für verwahr- 
loste Kinder eine unglückliche Jugendzeit durchgemacht. 
Die beiden Kompositionen sind nicht unverändert in die kleinere Fassung 
transponiert worden, was zum Teil wohl auch mit der eigenartigen Tech- 
nik der späteren Bilder zusammenhängen mag, die Segantini in seinem 
ganzen (Euvre nicht wieder verwendet. Es handelt sich um eine sgraffito- 
ähnliche Malweise, die anläßlich der Segantini-Ausstellung in St.Gallen 
wie folgt beschrieben wurde: «Weißgrundierter Karton mit waagrechten 
Pinselzügen, blaugetönt in Lasur, aus dem mit einer dünnen Nadel die 
Helligkeiten herausgeholt wurden. Dunkelheiten mit Conte-Schwarzkreide 
verstärkt? », Veränderungen gegenüber der ersten Fassung sind jedoch 
nicht nur auf die ungewohnte Technik zurückzuführen — auch die Kom- 
positionen erhielten in entscheidenden Punkten eine neue Gewichtsver- 
teilung. So wurde im Bild der «Wollüstigen» die Gruppe der Frauen aus 
der Bildmitte in die linke Bildhälfte verlegt, um einem in die Tiefe füh- 
renden Schneefeld Platz zu geben; während in der Fassung von Liverpool 
in der Bergkette im Hintergrund der im letzten Abendlicht aufleuchtende 
Piz d’Err zu erkennen ist, hat in der zweiten Fassung das Hintergrunds- 
gebirge bizarr-phantastische Formen angenommen. Ein kühles Mondlicht 
breitet sich über der ganzen Szenerie aus, die dadurch noch unwirklicher, 
traumhafter und transparenter erscheint. Gegenüber dem lichtlos-schat- 
tigen Vordergrund der ersten Version weist unser Bild äußerst fein ge- 
zeichnete Schattenbilder auf — eine Feststellung, die in gleichem Maße für
	        
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