Die künstlerische Entwicklung Petrinis und die Chronologie seiner Werke
sind noch so ungewiß, daß es voreilig wäre, das Zürcher Lukasbild genau
einordnen zu wollen. Der Lehrzeit unter dem Eindruck des Bolognesen
Guidobono kann es nicht angehören, auszuschließen ist auch die rokoko-
hafte Spätphase gegen 1750. Die meisterliche Sicherheit, die der Maler in
seinem Malerbild ausspielt, scheint für die frühe Reifezeit in den zwanzi-
ger oder dreißiger Jahren zu sprechen. Noch sind die kraftvollen bologne-
sisch-lombardischen Seicento- Voraussetzungen gültig, in der Solidität der
Bildkonstruktion wie in der Intensität der Lichtführung, in den Drape-
rien wie in dem männlich ernsten Realismus von Köpfen und Händen,
während sich im Madonnenbild und in der gelegentlich so luftigen und
phantasievollen Malweise das « barocchetto» des 18. Jahrhunderts durch-
setzt. So bestätigt das Zürcher Bild die interessante Stellung Petrinis zwi-
schen Hoch- und Spätbarock, um 1720/50, in dem komplizierten lombar-
dischen Kraftfeld, das gegen Bologna, Venedig und Genua offen steht.
Emil Maurer
(Eine ausführlichere Fassung dieses Beitrags mit Nachweisen und Bibliographie ist im
Bericht der Gottfried Keller-Stiftung 1966/68 erschienen).