Volltext: Jahresbericht 1968 (1968)

SCHENKUNG DR. MAX BANGERTER 
1945 konnte für die Sammlung des Kunsthauses die Gouache «Les Fugi- 
tifs» von 1911, 1949 das 1939 begonnene, ein Jahr zuvor vollendete Ölbild 
«Au fil de l’eau, Ile de France» erworben werden. 1948 fand zudem im 
Kunsthaus eine groß angelegte Retrospektive des Künstlers statt, an der 
auch die Werke der Sammlung Dr. Max Bangerter zu sehen waren, die 
der Besitzer in der Folgezeit dem Kunsthaus als Leihgaben, 1968 als 
äußerst großzügiges Geschenk überlassen hat. 
Das malerische Werk Rouaults gliedert sich deutlich in zwei große Peri- 
oden: 1905-1918 und 1928 bis zu seinem Lebensende. Während der Jahre 
nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigte sich Rouault meist im Auftrag 
Vollards als Graphiker. Seiner künstlerischen Aufgabe jedoch, die bereits 
in den ersten Jahren zu eindrücklichster Wirkung gesteigert wird, der 
Darstellung menschlichen Leidens in einer verständnislosen und unge- 
rechten Gesellschaft, ist der Künstler zeit seines Lebens treu geblieben. 
Dies muß um so eher betont werden, als Rouault die Zahl der Träger der 
leidvollen Düsternis auf wenige Archetypen beschränkt: Dirnen, Clowns 
und Christus als die Ausgestoßenen, Richter und der alte König als Ver- 
treter einer fragwürdigen Ordnung. Immer wieder hat sich Rouault den 
alten Bildern und gleichen Themen zugewandt, um den Ausdruck zu 
steigern. Dieses Festhalten an seiner Vision hat sich auf den Stil ausge- 
wirkt, der sich im Laufe der Jahre nur wenig verändert hat. Rouault ist 
ein Künstler, der so sehr aus seiner eigenen Persönlichkeit heraus ge- 
schaffen hat — dies wird bis in eine völlig unorthodoxe Technik hinein 
sichtbar —, daß er wohl ein vollgültiger Vertreter seiner Zeit ist, sich aber 
kaum in eine zeitgenössische Entwicklung einordnen läßt. 
Dies zeigte sich bereits 1905, als er, abgesehen von einigen Jugendwerken, 
die noch unter der Aufsicht seines Lehrers Gustave Moreau entstanden 
sind, erstmals mit einer größeren Werkgruppe im Salon d’Automne an 
die Öffentlichkeit trat — neben seinen Werken hingen die farbenprangen- 
den Bilder der Fauves, darunter natürlich auch Bilder seiner einstigen Mit-
	        
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