Volltext: Jahresbericht 1968 (1968)

die moderne Welt aufgibt oder unterdrückt?. » Daß sich Bloy in späteren 
Jahren von Rouault abwandte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß 
der 25 Jahre jüngere Maler aufs stärkste auf den apokalyptischen Katholi- 
zismus des Dichters der «Femme pauvre*» angesprochen hat. 
Die wilde Unbeherrschtheit der Pinselschrift von 1905 mildert sich in der 
Folgezeit. Bereits in dem ein Jahr später entstandenen Blatt « Danseuse 
lancant son soulier » scheinen die mächtigen Pinselhiebe etwas geschmel- 
diger. Während sich beim Kopf des «tragischen Clowns» das dunkle 
Farbgeflecht kaum merklich zu dem geschundenen, fragenden und bitte- 
ren Gesicht, zu Halskrause und Hut verdichtet, so kommt der Umriß- 
zeichnung bei der Tänzerin bereits vermehrte Bedeutung zu. Rouault 
leitet damit eine Entwicklung ein, die gegen Ende der ersten Periode des 
gemalten Werkes einen ersten Höhepunkt erfährt, in den Bildern nach 
1927 jedoch kontinuierlich vertieft wird. Die zunehmende Bedeutung der 
Konturen wird somit recht deutlich, wenn wir dem Clown von 1905 ein 
Werk von 1912 gegenüberstellen: « Deux Clowns debout». Vor einem be- 
ruhigten Hintergrund heben sich, in fahrigen Umrissen herausmodelliert, 
die beiden Figuren ab; noch schließt sich der Kontur nirgends zur fest- 
umrissenen Form zusammen, noch spüren wir die drängende Unrast, die 
jeden Pinselstrich diktiert. Im Gegensatz zum tragischen Clown ist diesem 
Werk das Element des Komischen nicht unbekannt; dies mag allein schon 
in der Gegenüberstellung des großen mageren Clowns mit dem kurzen 
dicken begründet sein — ein Nebeneinander, das Rouault wiederholt und 
nicht nur bei den Clowns aufgreift, wie dies mehrere Fassungen des 
Themas « Deux Filles » (zwei Dirnen5) beweisen. 
Die restlichen dreizehn Werke der Schenkung Dr. Max Bangerter 
konzentrieren sich auf die Jahre 1927-1950, das heißt sie sind alle zu dem 
Zeitpunkt entstanden, da sich Rouault vermehrt wieder der Malerei zu- 
gewandt hat. Unverkennbar hat sich Rouaults Haltung gegenüber den 
alten Themen verändert: das ungebärdige Furioso der Jugendzeit ist einer
	        
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