Vom Standpunkt der Finanzen aus betrachtet, kann das Jahr 1969 be-
stimmt nicht als ein erfreuliches bezeichnet werden, eher schon als Krisen-
jahr. Der Abschluß mit einem beträchtlichen Defizit macht eine Tatsache
erschreckend deutlich, auf welche wir bereits in verschiedenen Jahres-
berichten, besonders nachdrücklich 1967 und 1968, immer wieder hin-
gewiesen haben: daß die Mittel, die dem Kunsthaus für den Betrieb und
für die Ausstellungen zur Verfügung stehen, den heutigen Anforderungen
nicht mehr entsprechen. Die verhältnismäßig günstigen Abschlüsse der
letzten Jahre haben die "Tatsache insofern verschleiert, als es möglich
war, außerordentlich publikumswirksame Ausstellungen durchzuführen —
vor allem Picasso, Chagall, Kokoschka —, welche zugleich nicht übermäßig
teuer waren. Mit solchen Ausstellungen kann aber in Zukunft kaum mehr
gerechnet werden.
Wenn man will, kann man den ungünstigen finanziellen Abschluß von
1969 als Extremfall ansprechen, da in der Tat eine Reihe von sehr kost-
spieligen Ausstellungen durchgeführt wurden, deren Zusammentreffen
in einem Jahr sich durch notwendig gewordene Programmänderungen
ergeben hat. Auf der andern Seite aber gehören gerade diese Ausstellun-
gen in die Kategorie jener, auf die wir glauben, stolz sein zu dürfen, was
durch ihren moralischen — nur in seltenen Fällen finanziellen — Erfolg be-
stätigt wird. Wir denken an die Ausstellungen von Eduardo Chillida, « Der
Raum in der amerikanischen Kunst», und ganz besonders an die Ausstel-
lung japanischer Kunst. Solche Veranstaltungen gehören in den Bereich
jener Aktivität, die wir für unsere Pflicht halten, wie dies bereits im letz-
ten Jahresbericht ausgeführt wurde:
«Und hier stellt sich nun eine grundsätzliche Frage, die Frage nämlich
nach der Funktion eines Museums und Ausstellungsinstitutes. Soll ein
solches auf sein Programm wirklich nur Ausstellungen setzen, denen ein
leichter Erfolg winkt? Besteht seine Pflicht nicht vielmehr darin, erziehe-
risch zu wirken, auf wertvolle und wichtige künstlerische Erscheinungen