Volltext: Jahresbericht 1969 (1969)

Hınweis auf einige Neuerwerbungen 
CLAUDE MONET: LA MEULE, 1891 
19153 schrieb Kandinsky in Erinnerung an die Impressionisten-Ausstellung 
von 1895 in Moskau — seiner ersten Begegnung mit dieser Kunstrichtung — 
folgende Sätze: «Zu derselben Zeit erlebte ich zwei Ereignisse, die einen 
Stempel auf mein ganzes Leben drückten und mich damals bis in den 
Grund erschütterten. Das war die französische impressionistische Ausstel- 
lung in Moskau — in erster Linie der „Heuhaufen‘“ yon Claude Monet — 
und eine Wagner-Aufführung im Hoftheater — Lohengrin. 
Vorher kannte ich nur die realistische Kunst, eigentlich ausschließlich die 
Russen, blieb oft lange vor der Hand des Franz Liszt auf dem Porträt von 
Repin stehen u. dgl. Und plötzlich zum erstenmal sah ich ein Bild. Daß 
das ein Heuhaufen war, belehrte mich der Katalog. Erkennen konnte ich 
ihn nicht. Dieses Nichterkennen war mir peinlich. Ich fand auch, daß der 
Maler kein Recht hat, so undeutlich zu malen. Ich empfand dumpf, daß 
der Gegenstand in diesem Bild fehlt. Und merkte mit Erstaunen und Ver- 
wirrung, daß das Bild nicht nur packt, sondern sich unverwischbar in das 
Gedächtnis einprägt und immer ganz unerwartet bis zur letzten Einzelheit 
vor den Augen schwebt. Das alles war mir unklar, und ich konnte die ein- 
fachen Konsequenzen dieses Erlebnisses nicht ziehen. Was mir aber voll- 
kommen klar war — das war die ungeahnte, früher mir verborgene Kraft 
der Palette, die über all meine Träume hinausging. Die Malerei bekam 
eine märchenhafte Kraft und Pracht. Unbewußt war aber auch der Gegen- 
stand als unvermeidliches Element des Bildes diskreditiert. Im ganzen 
hatte ich den Eindruck, daß ein kleines Teilchen meines Märchen-Moskau 
doch auf der Leinwand schon existiertel, » 
Es ist wohl kein Zufall, daß Kandinsky gerade von Monets « Heuhaufen » 
derart nachhaltig beeindruckt wird, daß er sich in seinen « Rückblicken » 
nur mit ihnen beschäftigt, die übrigen Impressionisten hingegen nicht 
erwähnt. Tatsächlich ist in den «Serien» Monets die konsequenteste Ent- 
wicklung des Impressionismus zu erkennen, dokumentierte doch der 
Maler mit der Wiedergabe desselben Motivs zu verschiedenen Tages- und
	        
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