das Bild der antiken Seherin, der Sibylle. Daneben eignet dem mächtigen
Körper mit den kurzen, übereinandergeschlagenen Beinen ein leicht gro-
tesker Zug, die beinahe tolpatschigen Hände und Füße drücken zerstöre-
rische Gewalt aus. Dennoch ist diesem mächtigen Urweib nicht eine gewisse
füllige Schönheit abzusprechen, eine Schönheit, die sich wohl am ehesten
als vitale Präsenz umschreiben ließe.
Die Präsenz des Bildes jedenfalls prägt sich wohl jedem Betrachter ein und
wird ihm in ihrer unverwechselbaren Monumentalität im Gedächtnis
haften bleiben. Picassos «Grand Nu» setzt der ganzen Sammlung des
Kunsthauses einen Akzent; es dürfte zu jenen Bildern gehören, die einem
Museumsbesucher auch nach einem kurzen Rundgang in Erinnerung
bleiben und das Gesicht einer Sammlung wesentlich mitbestimmen.
Felix Andreas Baumann