allein darin bestehen kann, Dinge zusammenzutragen und zu bewahren,
obgleich dies eine sehr wichtige Aufgabe ist und bleiben wird. Vielmehr
erscheint es aber auch als Pflicht, die vorhandenen Werke zur Wirkung
— an den Mann, möchte man sagen — zu bringen. Das kann durch die ord-
nende Präsentation geschehen, dadurch, daß in flexibler Weise zu ver-
schiedenen Zeiten einzelne Werkgruppen oder Werke hervorgehoben
werden, daß man Bezug nimmt zur jeweiligen Gegenwart, vor allem aber
dadurch, daß man denen, die den Wunsch dazu verspüren, erklärend an
die Hand geht durch Führungen, Vorträge und so fort. Auch ist es eine
Aufgabe, latentes Interesse zu wecken, Betrachterschichten zu aktivie-
ren, die ein Bedürfnis, sich mit Werken der Kunst auseinanderzusetzen,
nicht, oder nur dunkel und unausgesprochen haben. Es ist an die Jungen
zu denken, die ja das Publikum von morgen sind. Es zeigt sich immer
wieder — zuletzt zum Beispiel bei der Ausstellung Afrikanischer Kunst —
wie sehr Kinder schon im ersten Primarschulalter oft einen viel direkte-
ren, weil naiveren Zugang zu den Dingen finden. Wie sehr die gründ-
liche Betrachtung von wenigen Bildern anstelle eines Durchwanderns
weiter Säle einem Bedürfnis entspricht, zeigt der außerordentlich starke
Besuch, den die von der Klubschule Migros organisierten halbstündigen
Veranstaltungen «Kunst über Mittag» finden, die nun schon das zweite
Jahr durchgeführt wurden.
Um den genannten legitimen Ansprüchen, die an ein Museum gestellt
werden, besser genügen zu können, haben wir, wie wir es schon lange
wünschten, einen Mitarbeiter für Publikumsarbeit, Herrn John Matheson,
gefunden.
Damit wird deutlich, daß wir diesen Aufgabenkreis für wichtig erachten;
aber auf der anderen Seite sei nicht verschwiegen, daß wir der Meinung
sind, all dies sei nur Hilfe, die den Betrachter nicht von der eigenen Seh-
Tätigkeit entbinden kann. Sehen setzt eigene Aktivität voraus, ist in ge-
wissem Sinne etwas, das geübt sein will, gelernt vielleicht weniger aus