det, daß der Klassizismus der zwanziger Jahre in ihm besonders rein und
ohne das Moment des Lieblichen, das seinen Bildern häufig anhaftet, zum
Ausdruck kommt. Chagalls persönliche Entwicklung spiegelt die allge-
meine künstlerische Situation im Europa des dritten Jahrzehnts unseres
Jahrhunderts: Nach dem gewaltsamen Aufbruch der Jahre vor und wäh-
rend des Ersten Weltkrieges, die in Kubismus, Expressionismus und Dada
explosive künstlerische Kräfte freigelegt haben, macht sich jene Ent-
spannung spürbar, die nicht nur auf die bildende Kunst beschränkt bleibt
— man denke in der Musik nur an Stravinskys Weg vom «Sacre du Prin-
temps» (1911) zu den Balletten der zwanziger Jahre, « Pulcinella »,
«Apollon Musagete» (1920, 1928). Apollinisch dürfte schließlich ein wei-
teres Stichwort sein, mit dem die Stimmung von Chagalls Fensterbild auf
der Ile de Brehat zu umschreiben wäre.