Full text: Jahresbericht 1970 (1970)

ausgestellt. Aber von hier aus ging es nicht unmittelbar weiter zur freien 
plastischen Arbeit. Alle künstlerischen Vorstellungen, soweit sie das Eisen 
betrafen, endeten beim Kunstschmiedeeisen, beim Eisenornament. Wie 
sollte, wie konnte das Eisen künstlerisch produktiv werden?» Weiter 
unten fährt Schmalenbach fort: «Wollte er dem Eisen seinen lebendigen 
Materialcharakter, seine Kraft, seinen Geist zurückgeben, dann mußte er 
den Kampf gegen das Handelseisen führen — gegen etwas also, das ganz 
besonders für ihn als Kunstschmied eine selbstverständliche Gegebenheit 
war. Sein Kampf mußte sich gegen Materialformen und gegen eine Mate- 
rialbearbeitung richten, die in seinem eigenen, überlieferten Handwerk 
sakrosankt waren. Diese Entscheidung konnte erst sehr spät fallen; denn 
mochte ihn die Eisenplastik noch so sehr zur Tradition seiner Väter zu- 
rückführen: was er unternahm, war ein Verrat an dieser Tradition und 
an allem, was in ihr als heilig galt. 
Gonzalez benutzte nicht nur, er bekämpfte das Eisen. Er bekämpfte jenen 
Geist des Eisens, der ihm von Kind auf vertraut war — aber um des Eisens 
willen. Jede künstlerische Gestaltung hatte zur Voraussetzung die rück- 
sichtslose Zerstörung; der Profile, die vom Handel bezogen wurden. Die 
„schönen“ Profile wurden verbogen, wurden durch Hammerschläge so 
lange deformiert, bis ihre Industrieform vergessen war. An die Stelle der 
handwerklichen Sauberkeit trat — vom Handwerk aus betrachtet, extreme 
Unsauberkeit. An die Stelle der Präzision, mit der jeder Kunstschmied, 
der etwas auf sich hält, arbeitet, trat ein bedenkenlos unpräzises, ja präzi- 
sionsfeindliches Umgehen mit dem Material. Profile verschiedenster Art 
und Dicke wurden unorganisch aneinander geschmiedet — ein Sakrileg in 
einem Handwerk, dessen höchster Ehrgeiz wohltuend organische Orna- 
mentformen sind. Ja, Gonzalez entdeckte das Alteisen für seine Kunst. 
Eisenabfälle waren ihm lieber als blanke Profile. Er scheute sich nicht, 
alle möglichen Eisenstücke, die zu anderen Zwecken bestimmt waren, 
auch Schrauben, Rohrteile und irgendwelche sonstigen Bruchstücke, sei-
	        
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