Full text: Jahresbericht 1970 (1970)

Werk, das ein allseitiges Ausgreifen in den Raum kennt, das nicht ein- 
deutig auf eine Hauptansicht festgelegt ist, wie dies bei den relativ zahl- 
reichen Köpfen! der Fall ist, die ungefähr zur gleichen Zeit entstanden 
sind und immer wieder an die feingliedrigen Masken der Baule und ver- 
wandter Stämme an der Elfenbeinküste erinnern. Mit «Arlequin» findet 
Gonzalez zudem ein neues Verhältnis zur Wirklichkeit, indem er einzelne 
gegenständlich deutbare Motive — das Rautenmuster der Harlekinklei- 
dung, der Dreieckhut — wie Zitate in eine übergeordnete Bildwirklich- 
keit setzt, die die äußere Wirklichkeit zwar nicht negiert, sondern viel- 
mehr wie deren Paraphrase wirkt. Ein weiteres Element, das in unserem 
Werk erstmals zum Ausdruck kommt und das in der weitern Entwick- 
lung immer wieder spürbar wird, ist ein leiser Humor, der nicht nur auf 
das Harlekinthema Bezug nimmt; dieses Gefühl für den Bildwitz muß 
um so eher erwähnt werden, als in der langen Zeit des Suchens Gonzalez’ 
Werke durchwegs eine ernste und gedrückte Stimmung zeigen. 
Die Zusammenarbeit, die Gonzalez 1930 mit Picasso verbindet, läßt die 
Formensprache des Plastikers kühner werden; der Wechsel von spät- 
kubistischer zu surrealistischer Ausdrucksweise vollzieht sich in einer 
Gruppe 1930-1931 geschaffener Plastiken**, die ausschließlich auf dünnen 
Eisenstäben aufbauen und die man aus diesem Grunde Raumzeichnun- 
gen nennen könnte. Es wäre allerdings falsch, anzunehmen, allein Gon- 
zalez habe aus der gemeinsamen Arbeit mit Picasso profitiert, dessen 
Eisenplastiken und Konstruktionen deutlich die Hand des Eisenfachman- 
nes verraten!$. Ein neuerlicher Wechsel vollzieht sich um 1933; Gon- 
zalez’ Arbeiten werden kompakter, zuweilen auch gedrungener — eine 
Entwicklung, die in der großartig naturnahen Figur der « Montserrat » 
1936 ihren Höhepunkt findet!®. 1942 arbeitet er an einer zweiten Fassung 
der «Montserrat», als ihn am 27. März der Tod überrascht. Nur knappe 
15 Jahre sind dem Künstler vergönnt gewesen, sein eigentliches Lebens- 
werk zu schaffen, ein zahlenmäßig bescheidenes Werk, dessen Bedeutung
	        
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