Full text: Jahresbericht 1970 (1970)

tion der frühen fünfziger Jahre, zu der alles Persönliche negierenden 
Sprache des Pop, die auch die vorgegebene Form der Schablone verwendet, 
um die optische Banalität von Reklame und Verbrauchsgütern der moder- 
nen Großstädte möglichst ungeschminkt wiederzugeben. « Peinture» und 
Pop-Elemente wie der Farbendruck des Huhnes oben und die Blümchen 
unten links (eine Vorwegnahme des Blumenmotivs von Warhol?) halten 
sich in unserem Bild, einem charakteristischen Werk der Konfrontation 
zweier Stile, die Waage. 
Die Weiterentwicklung der künstlerischen Vorstellungen der Color Field 
Painters kann jetzt im Kunsthaus an Hand von zwei im Laufe der sech- 
ziger Jahre entstandenen Bildern verfolgt werden: Al Helds «Black Rect- 
angle» und Kenneth Nolands «Array» erproben beide die raumbildende 
Kraft der Farben. Was die beiden Künstler von der vorangegangenen 
Generation — Rothko, Newman — trennt, ist ihr Verzicht auf eine malerisch 
persönliche Behandlung der Bildoberfläche, eine künstlerische Haltung, 
die beide Künstler, Noland stärker als Al Held, den anti-individualistischen 
Vorstellungen der Popkünstler über den Herstellungsprozeß eines Kunst- 
werkes annähert. Wobei beide Künstler diametral entgegengesetzte Wege 
einschlagen, um die Farbe als Raumerfahrung zu realisieren. Al Helds 
Bild ist streng symmetrisch auf die schwarze Bildmitte konzentriert; je 
nach Beleuchtung und Blickwinkel des Betrachters scheint das schwarze 
Rechteck, unterstützt durch den leuchtenden Rot-Weiß-Kontrast des Bild- 
randes, aus der Fläche herauszutreten, oder in sie zu versinken. Noland hin- 
gegen negiert den Bildrand, strebt den Eindruck endloser Weite durch die 
seitlich nicht begrenzten, rhythmisch gestaffelten Farbbänder an. Die Vor- 
stellung des gleichmäßig durchgebildeten Formates ist letztlich der «All 
Over»-Struktur von Pollocks Riesenleinwänden verpflichtet, wenn auch 
bei Noland die wilde gestische Bewegtheit des Erfinders der «Action 
Painting» gebändigten «Hard Edge »-Formen gewichen ist. Die zarten 
Pastelltöne, die der Künstler 1969 vorzugsweise verwendet und die oft an
	        
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