Gesicht, das eine ruhige Heiterkeit ausstrahlt. Neben diesen Bildern, die
mit dem Personenkreis aus Picassos Umgebung identifizierbar sind, ent-
stehen nicht weniger häufig Darstellungen, die sich nicht auf ein bestimm-
tes Modell zurückführen lassen, die ihren Ursprung in Picassos innerem
unerschöpflichem Formenschatz gefunden haben. Zu diesen Werken ge-
hört das von Fräulein Angela und Herrn Siegfried Rosengart ın überaus
großzügiger Weise dem Kunsthaus geschenkte Bild «Femme au chapeau »
vom 28. Januar 1961.
Picassos Spätwerk zeichnet sich durch eine gegenüber der Zeit vor dem
Zweiten Weltkrieg gesteigerte Produktivität aus. Der Künstler liebt es,
ein Thema in einer Vielzahl von Varianten immer wieder neu anzugehen.
Oft scheint es, als ob ihn die Vollendung eines Bildes kaum mehr inter-
essiere, als ob er der spontanen Fixierung eines Gedankens, die den raschen
Schaffensprozeß nachvollziehen läßt, größere Bedeutung zumessen würde
als allen Fragen der Ästhetik. Auch «Femme au chapeau» ist innerhalb
einer Serie verwandter Bilder entstanden. Nachdem Picasso in den ersten
Januartagen 1961 einige Zeichnungen geschaffen hat, die eine neuerliche
Formulierung des Themas der weiblichen Sitzfigur vorbereiten, führt er
dieses am 27. und 28. Januar 1961 mit je zwei Bildern pro Tag zu einem
arbeitsmäßig wie künstlerisch gleichermaßen erstaunlichen Höhepunkt.
Denn das Einzigartige dieser vier Bilder ist die Tatsache, daß sie trotz
formaler Analogien alle eine ausgesprochene Individualität besitzen, daß
jedes für sich selbst ebenso eindrücklich ist wie die ganze Gruppe. In die-
sem Zyklus wird nicht das Einzelwerk erst im Zusammenhang mit der
ganzen Folge verständlich, wie dies etwa bei den meisten der über 40
Fassungen der Paraphrasen zu Velazquez’ «Meninas» der Fall ist. Im
Gegenteil, jedem der vier Bilder eignet der Charakter des Abgeschlossenen,
des in sich Vollendeten — eine Eigenschaft, die vom oben genannten Hang
zum Nonfinito der sechziger Jahre absticht. Zwar lassen sich auch in
unserem Bild unterschiedliche Grade der malerischen Durchbildung fest-