Full text: Jahresbericht 1971 (1971)

Schließlich die Mauer; die den Bildraum nach hinten begrenzt und alle 
Tiefenillusion zunichte macht. Die skizzenhaften Zeichnungen erinnern 
an die bei abgelösten Fresken (etwa im Campo Santo von Pisa) sichtbar 
werdenden Vorzeichnungen, weiter an die «Pentimenti», die « Reue- 
züge», die beim Durchleuchten alter Gemälde unter der endgültigen 
Malerei auftauchen. Mag sein, daß Antes sich auch des Ratschlages von 
Leonardo im «Traktat der Malerei» erinnert hat, alte, brüchige und ver- 
witterte Mauern lange zu betrachten, um darauf Gesichter und Land- 
schaften zu erkennen. Auf dem vorliegenden Bild charakterisieren die 
skizzenhaften Pinselzeichnungen die Mauer als etwas Altes, das die ver- 
wischten Spuren von Geschehenem trägt. 
Diese Hinweise mögen in die Richtung des von Antes Gemeinten weisen, 
führen vielleicht aber in die Irre. Sie können jedoch eines zeigen: daß die 
Malerei von Antes sich jedem schnellfertigen Konsum entzieht und gerade 
durch ihre Rätselhaftigkeit und Vieldeutigkeit ein stets wieder anziehen- 
des Geheimnis wahrt. Dieses wirkt um so verlockender, als es sich mit 
einem meisterlichen malerischen Handwerk verbindet. In diesem Sinne 
bedeutet das Bild einen Höhepunkt im bisherigen Schaffen von Horst 
Antes. 
Willy Rotzler
	        
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