Volltext: Jahresbericht 1971 (1971)

rück, die mit einer ruhigen rechtwinklig abgrenzenden Außenform eine 
Anzahl Fundgegenstände umschließen. Dieses Prinzip wird bei den Boss 
— nach « Josef Boss » sind noch zwei weitere Varianten entstanden — differen- 
ziert, indem jeweils der auf breiten Stützen stehende Kubus durch Türen 
und Doppeltüren geöffnet werden muß, um den Blick auf das sich stoßende 
Gedränge der den Innenraum randvoll bis überquellend ausfüllenden 
Formen freizugeben. Mit dem Türmotiv erreicht Luginbühl eine Vielzahl 
möglicher Ansichten, da alle Seiten ganz oder nur teilweise geöffnet oder 
geschlossen werden können. Durch diese Variabilität ergeben sich immer 
wieder neue Überschneidungen und Durchblicke, stets veränderte formale 
Konstellationen, die das Formempfinden der an der Plastik hantierenden 
Betrachter kontinuierlich anregen. Etwas verallgemeinernd ließe sich 
sagen, daß Luginbühls ganzes Werk auf das Sichtbarmachen solcher 
Formzusammenhänge ausgerichtet ist — auf das Nebeneinander von Kurve 
und Gerade, auf das Zusammenprallen tragender und lastender Elemente, 
auf das statisch gewagte Zusammenfügen gewichtiger Teile auf optisch 
bewußt leicht gestalteten Füßen. In der gegenseitigen Durchdringung 
von Rahmen und Füllformen bietet das Boss-Thema unendliche Varila- 
tionsmöglichkeiten, was die wiederholte Beschäftigung des Künstlers mit 
ihm erklärt. Zwar lassen sich immer wieder ganze Gruppen von Lugin- 
bühls Plastiken zu Familien zusammenschließen, so etwa die C-Figuren, 
Raumhaken, Aggressionen, Stengel und andere mehr; anhand der drei 
Boss-Variationen kann jedoch ein Vorgehen beobachtet werden, das uns 
für Luginbühls gesamtes formales Recherchieren charakteristisch er- 
scheint. Die erste Fassung ist von gedrungener Massigkeit; das den Innen- 
raum füllende Formgedränge — es handelt sich vorwiegend um «objets 
trouves», wie zum Beispiel Kuhglocke, Gußeisen-Tannzapfen, Badewan- 
nenfuß usw. — verzichtet keineswegs auf harte Kontrastwirkungen. In der 
zweiten Fassung, «Boss II», werden die kompositionellen Möglichkeiten 
des Themas mit größerem Raffinement ausgewertet. Die Gesamterschei-
	        
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