Full text: Jahresbericht 1972 (1972)

den Problemen der Karikatur gewidmet war. Diese Ausstellung ging 
zurück auf die Anregung eines Vorstandsmitglieds, Herrn D. Gurny, und 
wurde ganz von uns — natürlich unter Beiziehung von Fachleuten — er- 
arbeitet, sowohl was das Konzept wie das Zusammensuchen und Sichten 
eines fast uferlosen Materials betraf. Die Vorbereitung der Ausstellung 
stellte an alle Beteiligten sehr hohe Anforderungen, und es zeigte sich 
erneut, daß es nicht möglich ist, innerhalb eines Jahres mehr als eine der- 
artige Veranstaltung durchzuführen. Es bestand nicht die Absicht, eine 
Anhäufung von Material zu geben, vielmehr war das Ziel der Ausstellung, 
sich mit den vielgestaltigen Problemen der Karikatur auseinanderzusetzen. 
Sie gliederte sich in drei Teile: Der erste Teil behandelte theoretische 
Fragen wie Funktion und Verwendungszweck, das Verhältnis von Wort 
und Bild und versuchte, die sich immer verändernde Beziehung von Pro- 
duzent und Konsument aufzuzeigen. Einzelne Themen (Politik, Krieg, 
Gesellschaftskritik, Mode usw.), von denen es sich erwiesen hat, daß sie 
über die Jahrhunderte hinweg gleichermaßen das Interesse der Karika- 
turisten auf sich zu lenken vermögen, wurden anhand charakteristischer 
Beispiele dargestellt. 
Im zweiten Teil wurden ausgewählte historische Situationen vorgestellt, 
die die Entwicklung der Karikatur, wenn auch nicht in vollständiger 
Weise belegen, so doch in ihren entscheidenden Etappen nachvollziehbar 
werden ließen. Eine erste Gruppe umfaßte englische Karikaturen des 
18. Jahrhunderts; Staatsmänner wie Napoleon oder König Louis Philippe 
und Ereignisse wie die Revolutionen von 1830 und 1848 oder die Pariser 
Commune 1871 wurden mit jeweils größeren Werkgruppen belegt. Als 
zwei der bedeutendsten satirischen Zeitschriften wurden der Charivari 
und mit ihm die überragende Figur Daumiers sowie Simplicissimus mit 
Olaf Gulbransson hervorgehoben. Einen Höhepunkt der Ausstellung bil- 
deten die 65 Originalzeichnungen zu «Max und Moritz» von Wilhelm 
Busch. 
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