Volltext: Jahresbericht 1972 (1972)

wirkung des Feuers hat sich Miro selber wie folgt geäußert: «Trotz aller 
Vorsichtsmaßregeln, die man treffen kann, ist der Meister des Werkes 
letzten Endes das Feuer; seine Wirkung ist unvorhersehbar und seine 
Strafe schrecklich. Darin liegt in meinen Augen der Wert dieses Aus- 
drucksmittels. » Der Sinn für das Abenteuerliche, die Entdeckerlust, ver- 
banden sich bei Mirö mit der Freude am Handwerklichen. Dabei war 
Artigas der richtige Partner, der nicht nur dieses Handwerkliche voll 
beherrschte — er bevorzugt die alte Technik des Brandes bei sehr hohen 
Temperaturen —, sondern als künstlerischer Mensch den Intentionen des 
Freundes mit Leichtigkeit folgte, beratend und vom Metier her Grenzen 
setzend, aber offen für das Neue, das Abenteuer. So entstanden im Lauf 
der Jahre in einer erstaunlichen Symbiose zweier Künstler jene Folge 
keramischer Plastiken und Platten und die großen keramischen Wände, 
deren bis jetzt letzte diejenige im Kunsthaus Zürich ist. Wie hoch Mirö6 
die Zusammenarbeit mit Artigas schätzte, drückt sich darin aus, daß die 
Wände, auch die unsere, nicht nur seine eigene Unterschrift tragen, son- 
dern auch den Namen Artigas. In diesem Zusammenhang schreibt Miro 
einmal: «Die Wandgestaltung ist das Gegenteil einer Finzelschöpfung; 
wenn man als Persönlichkeit bestehen will, muß man sich auch für eine 
gemeinschaftliche Arbeit ganz einsetzen.» Dies zeigte sich schon bei den 
frühesten dieser Wände, den Mauern der Sonne und des Mondes, die 1958 
für das UNESCO-Gebäude in Paris entstanden sind. Sie stehen im Freien 
und müssen eigentlich eher als Mauern denn als Wände bezeichnet wer- 
den. Dem entspricht auch, daß sie nicht wie die späteren aus regelmäßig 
angeordneten Platten, sondern gleichsam aus keramischen Quadern zu- 
sammengesetzt sind. Mirö war sich der harten Probe durchaus bewußt, 
die es für ein solches Werk bedeutet, daß es sich im Freien und neben und 
gegen eine Architektur halten muß, die es zugleich bereichert, und zu der 
es in einem steigernden Gegensatz stehen soll. 
Dabei muß man sich bewußt sein, was es bedeutet, daß der Keramiker, 
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