heimliche Vogelform sehen kann. Aber die Bewegung nach rechts geht
weiter, nicht nur in dieser einen Richtung; über die Bildfläche hinaus
weisend, eine unbestimmte Raumtiefe erschließend. Dieses Überspielen
der konventionellen rechteckigen Bildfläche ist vielen Werken Mirös
eigen. Seine Figurationen bewegen sich in einem schwer zu fassenden, un-
bestimmten Raum, dem oft etwas Märchenhaftes oder Traumartiges
eıgnet.
Wenn man weiß, wie sehr Miro bei seinen Wänden auf die architekto-
nischen Gegebenheiten Rücksicht nimmt, ohne ihr Sklave zu werden,
kann man sich denken, daß er auch im Falle des Zürcher Werkes die
gegebene Situation berücksichtigt hat: eine Ein- und Ausgangshalle mit
Bewegung und Aufbruch nach allen Seiten, mit einer Öffnung rechts,
wo die stark beleuchtete Treppe zum Ausstellungssaal aufsteigt, was durch
die großen, einheitlichen Farbflecken auf der rechten Bildseite betont ist.
Der Farbgrund der Keramikwand — wenn man bei dieser reich und sensibel
differenzierten und fluktuierenden Fläche von Grund sprechen darf —
nimmt in seinen subtilen Abstufungen von Grau und Schwarz auf den
in der Halle verwendeten Stein Bezug. Es ist nicht zu verkennen, daß
die großen, verhältnismäßig fest umrissenen grünen, roten und schwarzen
Farbflächen rechts vorbereitet werden durch das freie, rhythmische Spiel
kleinerer Elemente derselben Farben, daß die käferartige Form links
unten und der schwarz hingespritzte, gleichsam in der Bewegung des
Aufbruchs befindliche Vogel durch eine nach oben weisende, verhält-
nismäßig helle Mitte von der rechten Hälfte getrennt sind, ohne daß
dadurch die kontinuierliche rhythmische Bewegtheit des Ganzen beein-
trächtigt wäre.
Man wird den Titel des Werkes «Oiseaux qui s’envolent» nicht über-
anstrengen dürfen. Er ist ein Hinweis, nicht mehr; doch darf man daran
erinnern, daß in Werken und Werktiteln Mirös der Vogel immer wieder-
kehrt. Das bewegliche, nicht nur der Erde, sondern auch der Luft, der