Volltext: Jahresbericht 1973 (1973)

Partien und durch Schatten an den Rändern plastisch hervortreten. Ihm 
liegt auch daran, die Wirkung von Raumtiefe zu bewahren. Während bei 
den gleichzeitigen Bildern von Picasso und Braque Vorder- und Hinter- 
grund durch eine einheitliche «kubistische » Behandlung zusammen- 
gezogen werden, setzt sich der nah und groß gesehene Frauenakt deutlich 
vom Hintergrund ab. Der stark verkleinerte Maßstab der Landschaft und 
der Hausfront hinter ihr, die perspektivisch in die Tiefe fliehenden For- 
men der Dachaufsätze und vor allem die atmosphärische Wirkung des 
hellblauen Himmels mit den weißen Wolken erzeugen den Eindruck 
von Räumlichkeit. Andererseits verbindet La Fresnaye nahe und ferne 
Bildelemente durch Formangleichung. Deutlich wird das beispielsweise 
an den Kreisformen der Wolken und der Haare und Brüste. Auch durch 
die Auflösung der Konturen zwischen Kopf und Himmel sowie zwischen 
Unterarmen und Hintergrund versucht er, einen Übergang von einer 
Bildebene in die andere zu schaffen. Allerdings bleiben gerade diese Par- 
tien etwas undeutlich, und wahrscheinlich hat Seligman sie vor Augen, 
wenn er vermutet, daß das Bild nicht ganz vollendet ist, obwohl La 
Fresnaye es signiert hat!. 
In «La femme aux nuages» beginnt La Fresnaye die Bildgegenstände 
atmosphärisch zu umspielen. Diese Neigung kommt in den folgenden 
Werken bis ungefähr 1914 immer stärker zum Durchbruch. La Fresnaye 
entfernt sich damit immer mehr vom orthodoxen Kubismus. In seinem 
Streben nach Helligkeit und Transparenz findet er in den Farbkonstruk- 
tionen von Robert Delaunay vielfältige Anregungen. Er verbindet in 
seinen Hauptwerken um 1914 die Formdurchdringungen des analyti- 
schen Kubismus mit den Farbdurchdringungen von Delaunay. Indem er 
die flachen, geometrisierten Objekte mit einer leuchtenden atmosphä- 
* Germain Seligman, Roger de La Fresnaye, avec le catalogue raisonne de l’e@uvre, Editions Ides 
et Calendes. Neuchätel 1969. Nr. 114. 5.149
	        
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