Volltext: Jahresbericht 1973 (1973)

ZU MAX GUBLERS BILD « SIZILIANISCHE MUSIKANTEN » 1950/31 (ABB. 11) 
Zwischen 1923 und 1928 malte Max Gubler auf Liparı eine Reihe von 
Schauspieler- und Musikantenbildern, zu welchen er durch das Erlebnis 
einer wandernden Schauspielertruppe angeregt wurde. Als er 1928 nach 
Zürich zurückkehrte, wo er drei Jahre lang neben seinem Bruder Ernst 
in dessen Atelier im «Letten» arbeitete, behielt er diese sizilianischen 
Themen bei, malte unter anderen die letzte Fassung eines großen Drei- 
figurenbildes mit Schauspielern, den sitzenden Pierrot mit Klarinette, 
stehende Knaben mit Mandoline oder Gitarre und 1930 eine erste Fas- 
sung des Zweifigurenbildes «Sizilıanische Musikanten» (180 x 140 cm). 
Nur eine leise Veränderung im Licht zeigt zuerst an, daß diese Bilder 
nicht mehr in Sizilien gemalt sind. Vielleicht waren die bedrückenden 
Umstände in Zürich mit ein Grund dafür, daß Max Gubler etwas von 
Liparı wie einen Traum in sich zu erhalten suchte. Im Lauf der drei 
Zürcher Jahre führte er die sizilianischen Motive immer mehr über in 
eine allgemeinere klassische Bildwelt. Er suchte in den Figuren das Ge- 
meinsame vor jeder Individuation, stellte sie als namenlose Schauspieler 
in eine einfache räumliche Situation, vor eine bildflächenparallele, oft 
durch ein Getäfer gegliederte Wand, wie auf eine Bühne, auf der sich 
nur noch etwa eın Tuch oder ein Stuhl befinden. 
Zur Entstehung dieser klassischen Welt trug außer dem Erlebnis Liparis 
noch vieles bei: Figuren aus den Gemälden der Brüder Le Nain; der 
Klassizismis Picassos aus der ersten Hälfte der zwanziger Jahre; wohl viele 
Gespräche mit dem Bruder Ernst; auch ähnliche Bemühungen von 
Schweizer Malern, wie Gimmi, Barraud, Walser, um ein allgemeines 
Menschenbild. Vor allem bedeutete der Rückzug auf das Allgemeine für 
Max Gubler eine Notwendigkeit in seiner malerischen Entwicklung; er 
ging einher mit einer bewußten Reduktion seiner formalen Mittel. Im 
Lauf dieser drei Jahre begann Max Gubler, die in Lipari erarbeitete, an 
Cezanne und Renoir erinnernde Differenzierung der Farben aufzugeben. 
Ernst Gubler, der diesen Vorgang von nahe verfolgte und ihn zuerst für
	        
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