Full text: Jahresbericht 1973 (1973)

Erweiterung bedeuteten, oft über längere Zeit bei, bis sie sich in etwas 
Neues verwandelten; nichts blieb bei ihm vereinzelt und ohne Folge. 
Vor der ersten Fassung denkt man eher noch an sizilianische Musikanten, 
die Figuren der zweiten gehören, obwohl ihre Kleidung (die der Fischer 
auf Lipari) nicht geändert hat, noch mehr einer allgemeinen Welt der 
Vorstellung an. Alles in der ersten Fassung ist näher bei den Dingen, die 
Gegenständlichkeit ist betonter; die Farben bezeichnen die Dinge; so 
stimmen die Grenzen der drei stärkeren Farben: Ocker, Rot und Blau, mit 
den Umrissen von drei Tüchern überein. Bei der zweiten Fassung be- 
ziehen sich die Farben mehr auf das Bildganze als auf die Gegenstände. 
Grün, Blau und Rot, die einmal leuchtend und dann wieder gebrochen 
vorkommen, ebenso Weiß, bilden, jede Farbe für sich, über die Dinge 
hinweg eine eigene Ordnung. Das leuchtende Rot, in drei Flecken über- 
einander eingesetzt, scheint kaum mehr überall einem Gegenstand an- 
zugehören. Das tiefe Schwarz, das er als Farbe, Schatten und Zeichnung 
verwendete, führt wie ein Ornament über die Bildfläche hin. Max Gubler 
schrieb im September 1950 in einem Brief nach Hause über Stilleben von 
Picasso: «. .. in denen das Grau des Schattens zu einer dekorativen Ara- 
beske ausgebreitet ist, die Farbe eines Gegenstandes taucht plötzlich an 
einem andern Ort wieder auf, eine übersichtliche Phantastik ...»; SO 
nahm er selber die Elemente Ton, Farbe, Linie auseinander, studierte 
ihren Verlauf und setzte sie, alle auf die Bildfläche beziehend, neu zu- 
sammen. Das Grau des Mitteltones breitet sich aus, erscheint überall, geht 
durch die Farben der Gegenstände hindurch und öffnet deren Grenzen; 
dadurch erscheint der Raum noch weiter. 
Die erste Fassung des Bildes ist intimer, unmittelbarer, naiver und poeti- 
scher, die zweite strenger und bewußter: die durchdachte notwendige 
Gestaltung im Raum und auf der Fläche gibt ihr einen unbedingten 
Ernst, gleichzeitig wirkt sie als eine bedeutende festliche Dekoration, ge- 
malt für die Dimensionen eines großen Saales.
	        
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