lich Magritte nicht um «Schönheit» geht; seine Wirklichkeitscollagen
in den Cahiers d’Art nannte 1956 Max Ernst die Bilder von Magritte
«vollständig mit der Hand gemalte Collagen») wollen mit ihrer Kombi-
nationstechnik vielmehr Denkanstöße beim Betrachter auslösen, Denk-
anstöße freilich, die sich nicht ausschließlich an den Bereich der Logik
wenden, hat doch Magritte selbst immer wieder vom «Mysterium » seiner
verrätselten Bildgedanken gesprochen. Voller Rätsel ist zweifellos das Bild
«La vie secrete» (ein Bildtitel übrigens, der wiederholt gebraucht wird).
[ndem Magritte in perspektivischer Präzision die Illusion eines Innen-
raumes schafft, dessen Rückwand jedoch einheitlich schwarz tönt, schafft
er eine räumliche Ambivalenz, die durch die das Bildgeschehen dominie-
rende Kugel zusätzlich verstärkt wird. Die dominierende Präsenz eines ins
Ungeheuerliche vergrößerten Gegenstandes — eines Apfels, einer Rose —
in einem guckkastenartig begrenzten Innenraum ist ein wiederholt auf-
tauchendes Motiv in Magrittes Imagination, wobei im Falle des von der
Vereinigung Zürcher Kunstfreunde erworbenen Bildes das Mysterium
des Bildgeschehens dadurch gesteigert wird, daß die schwebende Kugel
sich einer eindeutigen gegenständlichen Interpretation entzieht. Die Ver-
suchung, den Symbolgehalt dieser Kugel zu erforschen — etwa als Motiv
des Unvertrauten, des Gefahrvollen —, ist groß, doch warnt Magritte selbst
einmal vor den Betrachtern, die «nach irgendeiner Bedeutung wühlen,
um sich aus der Verlegenheit zu helfen, weil sie nicht wissen, was sie nun
eigentlich denken sollen, wenn sie einem Bild gegenüberstehen... ». Er
fährt fort: «Menschen, die nach einer symbolischen Bedeutung suchen,
gehen an der Poesie und dem Mysterium vorbei, die einem Bild inne-
wohnen.» Und an einer Stelle: «Ich habe daran gedacht, ein Bild zu
malen, das eine Art Falle ist. Die fragliche Falle besteht in der unver-
meidlichen Interpretation, zu welcher die Symbolliebhaber bestimmt ihre
Zuflucht nehmen werden; und sie werden somit an alles andere denken
(an einen symbolischen Sinn), nur nicht an den absoluten Gedanken, den