Volltext: Jahresbericht 1973 (1973)

ZU ROBERT RAUSCHENBERGS «TROPHY» UND JASPER JOHNS’ «ZONE» 
Mit dem Ankauf von Robert Rauschenbergs «Trophy» (Abb. 14) aus dem 
Jahre 1959 und dem 1962 entstandenen «Zone» (Abb. 15 ) von Jasper Johns 
erweitert das Kunsthaus seine Sammlung zeitgenössischer amerikanischer 
Kunst. Beide Bilder gehören zu wesentlichen Äußerungen jener revolu- 
tionierenden Malerei, die in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre sich 
abzuzeichnen begann und heute bereits zur klassischen Moderne zählt. Rau- 
schenberg hat « Trophy» seinem Freund Merce Cunningham gewidmet, mit 
dessen Ballett Rauschenberg selbst lange Jahre gearbeitet hat. Ein Bild 
gleichen Titels, «Trophy IT», widmete er 1961 Marcel Duchamp. 
Man möchte Rauschenbergs Bild eher ein Materialbild denn eine Malerei 
nennen, so wenig nämlich hat es noch mit bemalter Leinwand, mit Mal- 
grund und Farbauftrag zu tun. Zwei unabhängig voneinander agierende 
Kompositionsfelder sind durch zwei Holzbretter — Kistenwände — rüde 
zusammengenagelt. Ein Abstand zwischen den Brettern läßt einen breiten 
Spalt frei, durch den die Wand sichtbar wird. Collage- und Assemblage- 
elemente bilden die Komposition: im oberen Bildteil ein aufgeklebter, 
übermalter Hemdärmel, senkrecht in die Mitte der Fläche gelegt. Im 
unteren Teil zwei waagerecht aufgeklebte, ebenfalls übermalte Hosen- 
beine. Papierfetzen im Sinne einer Decollage, wie wir sie von Rotella her 
kennen, Fotos, Reste eines New Yorker Stadtplans, Druckbuchstaben be- 
stimmen die formalen Akzente, auch sie — wie die Stoffassemblagen — durch 
Übermalung in eine gleichgestimmte malerische Atmosphäre aufgenom- 
men. Um so aufdringlicher erscheint darum das aufmontierte Blechschild, 
rostig, abgenützt, anscheinend soeben von einer Schrotthalde aufgelesen, 
das auf die linke Holztafel montiert ist und die Aufschrift trägt « Caution — 
watch your step». So konfus die ganze Komposition auf den ersten Blick 
erscheinen mag, so festgefügt zeigt sie sich bei näherer Betrachtung. Eine 
Art Zentralachse ist durch das Bild gelegt. Den Hemdärmel, den Zwischen- 
raum zwischen den Brettern, die markante Senkrechte im unteren Bild- 
teil nimmt man als strenge Trennungslinie zwei symmetrischer Bildhälf-
	        
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