Sammlung
Wie schon im Eingang dieses Berichtes erwähnt, hat die Sammlung eine
sehr wesentliche Bereicherung erfahren, wobei Spenden von privater
Seite eine wichtige Rolle spielten. Das Kunsthaus besitzt nun einen
Chagall-Saal, in dem fast alle Schaffenszeiten des Künstlers sowie seine
wichtigsten Themenkreise durch bedeutende und bezeichnende Werke
vertreten sind. Aus der Zeit in Rußland, noch vor dem Ersten Krieg,
stammt «Die Geburt», 1910, welche zu den zentralen Werken dieser
Epoche gehört. Ihr antwortet in einem gewissen Sinn «Le martyr», 1940,
der entstanden ist unter dem Druck der Unmenschlichkeit, die in den
dreißiger Jahren die Oberhand zu gewinnen drohte. Auch jene hal-
kyonische Zeit der zwanziger Jahre zwischen dem ersten Weltkrieg und
der aufziehenden schlimmeren Bedrohung, die zum zweiten führte, ist
durch ein Hauptwerk vertreten, das zu den leichtesten und fast wie im
Traum gelungenen Bildern des Künstlers gehört: «Das Fenster», das
bereits 1970 durch Schenkung von Herrn G. Zumsteg an die Vereinigung
Zürcher Kunstfreunde in die Sammlung des Kunsthauses gelangte. Die-
sem Bild entspricht, nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, das zau-
berhafte Werk «Lichter der Hochzeit», 1945. Zartes Wiederaufleben
der Hoffnung und zugleich Erinnerung an Chagalls erste Frau Bella, die
er während des Krieges in Amerika verloren hatte. Der Verlust erschüt-
terte den Künstler so, daß er eine Zeitlang nicht zu arbeiten vermochte.
Die «Lichter der Hochzeit » sind auch in diesem Sinn ein Neubeginn. An
die «Lichter der Hochzeit» schließen sich zwei Bilder an, in denen das
Glück der Liebe voll zum Ausdruck kommt, zwei Variationen gleichsam
über dieses große Thema Chagalls: «Les amoureux en gris» und «Au-
dessus de Paris». Zu diesen Bildern gesellen sich die beiden Werke, die
das Kunsthaus bereits besaß: die Gouache «Der Metzger» und «Der
Krieg», der 1967 von der Vereingung Zürcher Kunstfreunde erworben
wurde. Dazu kommen die Leihgaben, die Chagall und seine Frau auf
zehn Jahre als Ergänzung zur Verfügung gestellt haben. Dies geschah auf