NICOLAS DE STAEL: « COMPOSITION EN NOIR », 1946
Die Composition en noir von de Sta&l ist 1946 datiert. Wenn man sich
jene Jahre unmittelbar nach dem Krieg ins Gedächtnis zurückruft, so
bleibt die Erinnerung an eine Zeit, in der man nach der Abgeschlossen-
heit der vorangegangenen Kriegsjahre mit freudigem Erstaunen davon
Kenntnis nahm, dass auch eine scheinbar so totale Katastrophe nicht ver-
mocht hatte, das Fortleben, mehr: das Fortschreiten der Kunst zu unter-
drücken. Man wurde nicht nur überrascht durch die inzwischen entstan-
denen Werke von Künstlern, die man von früher her kannte — derjenigen
also, die man heute bereits zu den Klassikern der Moderne zählt —, es
zeigte sich auch, dass trotz denkbar ungünstigen Verhältnissen eine neue
Generation von Künstlern hervortrat, die — in manchem zwar das Bei-
spiel der Ältern beherzigend — doch andere Wege ging und zu einer Farb-
und Formsprache gelangt war, die neu und zukunftsträchtig schien. Sah
man zunächst eher das Gemeinsame bei diesen Künstlern, die man heute
mit der richtigerweise sehr wenig Spezifisches aussagenden Bezeichnung
Ecole de Paris zusammenfasst, so zeigte es sich sehr bald, dass sie, was ja
eigentlich selbstverständlich ist, sehr verschiedenartige Persönlichkeiten
waren, die sich notwendigerweise je länger je mehr auseinander entwik-
kelten und zu verschiedenen Formen der Aussage kommen mussten. Dies
trifft in hohem Mass auf Nicolas de Sta&@l zu, der in wenig mehr als zehn
Jahren — er ist 1955 gestorben — ein höchst eindrückliches, in allen seinen
Phasen eigenständiges Werk hinterlassen hat. Das erschien einem nicht
erstaunlich, wenn man dem schlanken, hochgewachsenen Künstler be-
gegnete, spürte man doch unter urbanen Formen die innere Unruhe,
die Gespanntheit einer höchst intensiven Persönlichkeit. Er war Wahl-
franzose, nach dem Kriege naturalisiert, doch spürte man deutlich sein
anderes Herkommen. Geborener Russe, genauer genommen Balte, kam
er früh elternlos nach Brüssel, wo er eine humanistische Bildung an einem
Jesuitenkolleg erhielt, später die Akademie besuchte. Er hatte noch vor
dem Krieg die Möglichkeit, zu reisen, mit der ihm eigenen Leidenschaft