jektes, Das Absurde kommt auch in dem fragilen, vergänglichen Charak-
ter des Vorhanges zum Ausdruck: Der Arbeitsaufwand und der Einsatz
der Mittel stehen in deutlichem Missverhältnis zu der Kurzlebigkeit des
endgültigen Werkes. Christo stösst damit an « die Grenzen des Möglichen »,
wie er selbst in einem Gespräch sagt. Für ihn ist das wie ein Symbol für
«die Gefährdung der Existenz».
Andererseits ist die Feststellung wichtig, dass man es bei dem Colorado-
Projekt mit realen Problemen zu tun hatte, ähnlich denen, die auch bei
dem Bau einer Brücke oder einer Staumauer auftreten. Da das Werk
riesige Ausmasse hatte, war ein grosser Stab von Ingenieuren, Spezialisten
und technischen Mitarbeitern nötig. Sie alle waren an dem Arbeitsprozess
beteiligt. Jeder lebte das Abenteuer, erlebte nach Christos Worten «echte
Angst und echte Freude». Indem Christo reale Probleme unseres heuti-
gen Lebens — seien sie produktions- oder verwaltungstechnischer Art —
in sein Werk mit einbezog, sicherte er ihm seine Realitätsbezogenheit.
Mit seinen überdimensionalen Vorhaben findet er zugleich einen Weg,
aus der Isolation des Künstlers herauszukommen und in der Gemein-
schaftsarbeit mit vielen Menschen eine Art moderner «Bauhütte» zu
schaffen. Angesichts des Unbehagens der heutigen Zeit gegenüber der
totalen Technisierung des Lebens eröffnet er den Beteiligten neue Erleb-
nismöglichkeiten in der gemeinsamen Schaffung eines zweckfreien, kurz-
lebigen und fragilen Werkes.
Was davon zurückbleibt — Zeichnungen, Pläne, Photos —, ist ein Protokoll
des Werkes, dient dem Verständnis derer, die nicht dabei sein konnten.
Ursula Perucchi-Petri
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