Volltext: Jahresbericht 1974 (1974)

jektes, Das Absurde kommt auch in dem fragilen, vergänglichen Charak- 
ter des Vorhanges zum Ausdruck: Der Arbeitsaufwand und der Einsatz 
der Mittel stehen in deutlichem Missverhältnis zu der Kurzlebigkeit des 
endgültigen Werkes. Christo stösst damit an « die Grenzen des Möglichen », 
wie er selbst in einem Gespräch sagt. Für ihn ist das wie ein Symbol für 
«die Gefährdung der Existenz». 
Andererseits ist die Feststellung wichtig, dass man es bei dem Colorado- 
Projekt mit realen Problemen zu tun hatte, ähnlich denen, die auch bei 
dem Bau einer Brücke oder einer Staumauer auftreten. Da das Werk 
riesige Ausmasse hatte, war ein grosser Stab von Ingenieuren, Spezialisten 
und technischen Mitarbeitern nötig. Sie alle waren an dem Arbeitsprozess 
beteiligt. Jeder lebte das Abenteuer, erlebte nach Christos Worten «echte 
Angst und echte Freude». Indem Christo reale Probleme unseres heuti- 
gen Lebens — seien sie produktions- oder verwaltungstechnischer Art — 
in sein Werk mit einbezog, sicherte er ihm seine Realitätsbezogenheit. 
Mit seinen überdimensionalen Vorhaben findet er zugleich einen Weg, 
aus der Isolation des Künstlers herauszukommen und in der Gemein- 
schaftsarbeit mit vielen Menschen eine Art moderner «Bauhütte» zu 
schaffen. Angesichts des Unbehagens der heutigen Zeit gegenüber der 
totalen Technisierung des Lebens eröffnet er den Beteiligten neue Erleb- 
nismöglichkeiten in der gemeinsamen Schaffung eines zweckfreien, kurz- 
lebigen und fragilen Werkes. 
Was davon zurückbleibt — Zeichnungen, Pläne, Photos —, ist ein Protokoll 
des Werkes, dient dem Verständnis derer, die nicht dabei sein konnten. 
Ursula Perucchi-Petri 
ws
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.