standen (« Cöte de Gräce» und die gegen-
überliegende « Pointe de la Heve»), auf
denen das Festland einen grossen Teil der
Bildfläche beherrscht. Daneben aber entstand
auch ein weiter Ausblick auf das Meer: das
Bild des Kunsthauses?.
Dieses Bild ist auch insofern ein interessantes
Dokument, als es charakteristische Stil-
elemente der Frühzeit des Impressionismus
enthält, auf der andern Seite Monet aber
auf dem Weg zur Ausbildung seines sehr
persönlichen Stils zeigt. Ein wolkiger Tag am
Meer mit frischer Brise (Monet war im Spät-
sommer und Herbst in Honfleur) ist dar-
gestellt; Raumweite, das Strömende und
Bewegte des Meeres wurden zum eigent-
lichen Inhalt des Bildes, in dem der Himmel
nahezu zwei Drittel der Bildfläche einnimmt.
Die weniger stabilen Elemente — Teile
des Festlandes, der Leuchtturm — sowie die
bewegten Formen der Segel- und Ruder-
boote sind aus der Mitte gegen den Bildrand
hin weggerückt.
Die traditionelle Perspektive mit ihren klaren
Fluchtlinien ist zwar nicht ganz aufgegeben,
jedoch kombiniert mit aus der Achse
genommenen Bildelementen, die ein
wesentliches Stilelement des Impressionismus
sind. Man geht wohl nicht fehl, wenn man
darin und in der starken Aufsicht — dem
Blick von einem erhöhten Standpunkt aus —
den Einfluss fernöstlicher Prinzipien sieht,
wie sie bei den Impressionisten in Paris In
jenen Jahren zur Diskussion standen.
Auffallend ist auch die horizontale Schich-
tung der Bildteile, die bei vielen impressio-
nistischen Bildern zur Regel werden sollte.
Symptomatisch für die neue Tendenz im
Kolorit, die sich seit 1865 bemerkbar macht,
ist der helle Gesamtcharakter. Monet war
für die Luminosität des Himmels In der
Normandie besonders empfänglich. Er malte
in diesem Bild eine gleichgestimmte,
kontrastlose und lichterfüllte Helle in grau-
beigen Tönen, welche alle physische
Schwere verloren hat und in der sich
Schatten und opake Farben auflösen. Der
Prozess der Aufhellung und Auflösung von
den ersten schweren, in tiefen Tönen
gehaltenen Honfleur-Landschaften bis zu
der « Pointe de la Heve»? lässt sich deutlich
verfolgen. Dennoch sind Gegenstände
noch mit dem stellenweise unterbrochenen
Kontur in der Art Manets gefestigt, wie auch
die Wellen durch feine Strichlagen
charakterisiert sind. Während die Wasser-
fläche noch verhältnismässig kompakt
gegeben ist, sind die Wolken locker und
transparent in energischem, schwungvollem
Pinselstrich aufgetragen.
Monet hat auf das Motiv unseres Bildes
zurückgegriffen, als er 1865 ein «tableau
serieux» für den offiziellen Salon malte. In
diesem Werk, « Embouchure de la Seine »®,
malte er das bewegte Naturschauspiel der
steigenden Flut kontrastvoller und farbiger
als auf dem « Phare ä Honfleur». Er ver-
suchte, dem Geschmack der Zeit und der
Salonbesucher entsprechend, aus einer
pleinairistischen Niederschrift, die unter dem
unmittelbaren Eindruck von Wetter und Licht
entstanden war, eine im Atelier gemalte
«fertige» Komposition zu gewinnen. Die
unmittelbare Empfindung und spontane
Übersetzung eines Seherlebnisses ging
dadurch freilich zum Teil verloren.
Mit dem neuen Bild ist die Monet- Kollektion
im Kunsthaus Zürich, die die verschiedenen
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