ursprünglich ebenfalls eine kubistische
Methode, die versucht hatte, mit bildober-
flächen-parallelen Mitteln Volumen aus-
zudrücken. Diese Rückgriffe auf eine längst
vergangene und in mannifaltigen Verwand-
lungen stets präsent gebliebene Schaffens
phase erklären allein jedoch nicht den so
unglaublich spontan wirkenden Stil der
Bilder von 1969. Es muss daran erinnert
werden, dass Picasso Im vorangegangenen
Jahr die Serie der 347 Radierungen
geschaffen hatte, die sein letzter grosser
Graphikzyklus werden sollten. Das heisst,
dass der Künstler nach einem Jahr sozusagen
ausschliesslicher Beschäftigung mit den
graphischen Techniken zu Beginn des Jahres
1969 erneut zu malen begonnen hat, und
diese Malerei weist deutliche Spuren der für
Picasso so charakteristischen experimentellen
Auseinandersetzung mit den Tiefdruck-
techniken auf. Die äusserst phantasievolle,
jede technische Möglichkeit einsetzende
Bearbeitung der Druckplatte hat in den
späten Graphiken einen Grad erreicht, der es
meist verunmöglicht, anhand des Abzuges
festzustellen, mit welchen Mitteln die Platte
vorbereitet wurde. Dicht neben- und über-
einander finden sich der präzise konturierende
Strich, Schraffuren, Kleckse aller Art, Hell,
Dunkel und unendlich nuancierte Stufen der
Zwischenwerte. Dieser Reichtum der
künstlerischen Handschrift hat sich auf die
Gemälde übertragen. Ein Bild wie Baiser
vom 25. Oktober 1969 belegt dies in aller
Deutlichkeit — man möchte fast von einer ins
zinmalige und Monumentale umgedeuteten
Graphik sprechen, was keineswegs in
abschätzigem Sinn verstanden werden darf,
denn das graphische Schaffen gehört zum
Eindrücklichsten in Picassos Werk.
zelix Andreas Baumann
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