Full text: Jahresbericht 1975 (1975)

gleichsam in nuce hat. Das Werk war um so 
erwünschter, als Jawlensky bis jetzt nur 
durch eine allerdings sehr schöne Leihgabe 
in der Sammlung gegenwärtig war. Auch 
die Gruppe Junger Mitglieder der Vereinigung 
Zürcher Kunstfreunde, welcher ein 
Sonderkredit zum Ankauf von Werken jüngerer 
Künstler zur Verfügung steht, blieb nicht 
untätig. Sie erwarb ein Werk des in der DDR 
arbeitenden Malers A. R. Penck «T. M.» 
sowie von Alfred Jensen «The Tetractys 
resolved: Parthenon», 1971. 
Eine Bereicherung hat auch die Alberto 
Glacometti-Stiftung, die leider nicht über 
grosse Geldmittel verfügt, erfahren. Sie 
hat aus Privatbesitz ein Jugendaquarell 
Alberto Gilacomettis von 1922 erworben, das 
einen Baum im Garten von Stampa dar- 
stellt. Ferner gelang es ihr, an einer Auktion bei 
der Firma Kornfeld eine Zeichnung Alberto 
Giacomettis «Pointe ä |’(Eil», 1931/32, zu 
ersteigern, die in Beziehung steht zu der 
der Stiftung gehörenden gleichnamigen Plastik. 
Bei der gleichen Gelegenheit kaufte auch 
das Kunsthaus Zürich eine Zeichnung der 
surrealistischen Zeit des Künstlers «Projet pour 
une sculpture: homme et femme avec 
torse de femme». Ferner haben die Brüder des 
Künstlers, Bruno und Diego, in verdankens- 
werter Weise eine ausgezeichnete Silberstift- 
zeichnung Ihres Vaters, Giovanni Giacometti, 
geschenkt, die wohl das eindrucksvollste 
Bildnis des jungen Alberto Giacometti ist. 
Für unsere Restauratoren, denen die Über- 
wachung und Pflege der Sammlung 
obliegt, war das Jahr, in dem die Bauarbeiten 
auch auf den Altbau übergriffen, ein 
besonders verantwortungsvolles und arbeits- 
reiches. Neben den normalen Restaurierungs- 
arbeiten waren sie dauernd in Atem 
gehalten durch Massnahmen zum Schutze 
der Sammlung vor den Einwirkungen der 
Bauarbeiten, bedeutet Baustaub doch Gift für 
alle Kunstwerke. Die Durchbrüche zwischen 
dem voll klimatisierten Neubau und dem 
Altbau brachten zusätzliche Probleme der 
Regelung von Temperatur und Feuchtigkeit, 
und schliesslich musste dafür gesorgt 
werden, dass nach der vorläufigen Schliessung 
der Sammlung am 20. Oktober alle Werke 
eine möglichst sichere Unterkunft fanden. 
Dazu kam der Umzug der Graphischen 
Sammlung und der Bibliothek, die beide vor- 
her desinfiziert werden mussten, wovon 
bereits Im letzten Jahresbericht die Rede war. 
Im Hinblick auf die Neueinrichtung der 
Sammlung mussten viele Werke überprüft und 
zum Teil überholt werden. In diesen 
Zusammenhang gehört auch eine interessante 
Arbeit, die unsere Restauratoren während 
längerer Zeit beschäftigt hat. Das Kunsthaus 
besass seit 1922 acht florentinische Tafeln 
des 15. Jahrhunderts mit Darstellungen 
aus dem Leben der Einsiedler in der Thebais. 
Diese waren, vor allem an den Rändern, 
übermalt; es zeigte sich, dass die Täfelchen 
zum Teil gar nicht rechteckig, sondern durch 
Anstückungen zu Rechtecken ergänzt waren, 
und aus den Röntgenaufnahmen war zu 
ersehen, dass diese Anstückungen ihrerseits 
offenbar Fragmente anderer Bilder waren. 
Nachforschungen in der Literatur ergaben, 
dass unsere Tafeln nicht allein standen, son- 
dern zu einer Gruppe von Fragmenten eines 
grossen Ganzen gehören, von dem sich andere 
Teile In englischen und amerikanischen 
Museen befinden. Die Forschungen von 
Alice Wolfe und Ellen Callmann haben 
ergeben, dass das ursprüngliche Ganze aus 
den in verschiedenen Museen erhaltenen 
Teilen fast vollständig zusammengesetzt 
werden könnte. Es muss sich um eine grosse
	        
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