gleichsam in nuce hat. Das Werk war um so
erwünschter, als Jawlensky bis jetzt nur
durch eine allerdings sehr schöne Leihgabe
in der Sammlung gegenwärtig war. Auch
die Gruppe Junger Mitglieder der Vereinigung
Zürcher Kunstfreunde, welcher ein
Sonderkredit zum Ankauf von Werken jüngerer
Künstler zur Verfügung steht, blieb nicht
untätig. Sie erwarb ein Werk des in der DDR
arbeitenden Malers A. R. Penck «T. M.»
sowie von Alfred Jensen «The Tetractys
resolved: Parthenon», 1971.
Eine Bereicherung hat auch die Alberto
Glacometti-Stiftung, die leider nicht über
grosse Geldmittel verfügt, erfahren. Sie
hat aus Privatbesitz ein Jugendaquarell
Alberto Gilacomettis von 1922 erworben, das
einen Baum im Garten von Stampa dar-
stellt. Ferner gelang es ihr, an einer Auktion bei
der Firma Kornfeld eine Zeichnung Alberto
Giacomettis «Pointe ä |’(Eil», 1931/32, zu
ersteigern, die in Beziehung steht zu der
der Stiftung gehörenden gleichnamigen Plastik.
Bei der gleichen Gelegenheit kaufte auch
das Kunsthaus Zürich eine Zeichnung der
surrealistischen Zeit des Künstlers «Projet pour
une sculpture: homme et femme avec
torse de femme». Ferner haben die Brüder des
Künstlers, Bruno und Diego, in verdankens-
werter Weise eine ausgezeichnete Silberstift-
zeichnung Ihres Vaters, Giovanni Giacometti,
geschenkt, die wohl das eindrucksvollste
Bildnis des jungen Alberto Giacometti ist.
Für unsere Restauratoren, denen die Über-
wachung und Pflege der Sammlung
obliegt, war das Jahr, in dem die Bauarbeiten
auch auf den Altbau übergriffen, ein
besonders verantwortungsvolles und arbeits-
reiches. Neben den normalen Restaurierungs-
arbeiten waren sie dauernd in Atem
gehalten durch Massnahmen zum Schutze
der Sammlung vor den Einwirkungen der
Bauarbeiten, bedeutet Baustaub doch Gift für
alle Kunstwerke. Die Durchbrüche zwischen
dem voll klimatisierten Neubau und dem
Altbau brachten zusätzliche Probleme der
Regelung von Temperatur und Feuchtigkeit,
und schliesslich musste dafür gesorgt
werden, dass nach der vorläufigen Schliessung
der Sammlung am 20. Oktober alle Werke
eine möglichst sichere Unterkunft fanden.
Dazu kam der Umzug der Graphischen
Sammlung und der Bibliothek, die beide vor-
her desinfiziert werden mussten, wovon
bereits Im letzten Jahresbericht die Rede war.
Im Hinblick auf die Neueinrichtung der
Sammlung mussten viele Werke überprüft und
zum Teil überholt werden. In diesen
Zusammenhang gehört auch eine interessante
Arbeit, die unsere Restauratoren während
längerer Zeit beschäftigt hat. Das Kunsthaus
besass seit 1922 acht florentinische Tafeln
des 15. Jahrhunderts mit Darstellungen
aus dem Leben der Einsiedler in der Thebais.
Diese waren, vor allem an den Rändern,
übermalt; es zeigte sich, dass die Täfelchen
zum Teil gar nicht rechteckig, sondern durch
Anstückungen zu Rechtecken ergänzt waren,
und aus den Röntgenaufnahmen war zu
ersehen, dass diese Anstückungen ihrerseits
offenbar Fragmente anderer Bilder waren.
Nachforschungen in der Literatur ergaben,
dass unsere Tafeln nicht allein standen, son-
dern zu einer Gruppe von Fragmenten eines
grossen Ganzen gehören, von dem sich andere
Teile In englischen und amerikanischen
Museen befinden. Die Forschungen von
Alice Wolfe und Ellen Callmann haben
ergeben, dass das ursprüngliche Ganze aus
den in verschiedenen Museen erhaltenen
Teilen fast vollständig zusammengesetzt
werden könnte. Es muss sich um eine grosse