Full text: Jahresbericht 1977 (1977)

mögen und Konzentration erfordert. Die formale 
Präzision der javanischen Kunst sowie auch deren 
heiter-meditative Ausstrahlung kam in der weit- 
räumigen Präsentation aufs schönste zur Geltung: 
als besonders eindrücklich wurde der Raum mit 
den fünf sitzenden, meditierenden Buddhas emp- 
funden. Um die Werke ungestört in ihrer ruhigen 
Ausstrahlung wirken zu lassen, wurde In einem 
abgetrennten Raum anhand von Filmen, Dia- 
projektionen und Texten die nötige Zusatzinforma:- 
tion vermittelt. Damit unterschied sich die Präsen- 
tation der‘ Borobudur-Ausstellung grundlegend 
von der vorangegangenen Ausstellung, bei der nicht 
ästhetische Kriterien die Art der Hängung 
diktierten. 
Pastellen gestaltet worden, die das Graphische 
Kabinett in veränderter Form übernahm. Die rund 
240 Zeichnungen wurden mit 25 Ölbildern ergänzt. 
so dass es möglich war, ein vollständigeres Bild 
von Paula Modersohn-Becker zu geben, von deren 
Werk in der Schweiz noch keine Retrospektive 
stattgefunden hat. Die Ausstellung wollte dazu 
beitragen, die Künstlerin nicht allein im Zusammen- 
hang mit der Künstlerkolonie von Worpswede zu 
sehen, sondern sie In den Kontext der inter- 
nationalen Entwicklung der Kunst an der Wende 
vom 19. zum 20. Jahrhundert zu stellen. Nach 
Munch, Cezanne, Gauguin und den Nabis, aber vo: 
den deutschen Expressionisten, fand sie eine neue 
Formensprache, die sich von einer realistischen 
Wiedergabe der Natur zu einer persönlichen, 
zeichenhaften Umsetzung entwickelte. Die Ent- 
wicklung liess sich besonders eindrücklich an den 
Zeichnungen verfolgen, da diese durch ihre 
Spontaneität dem Betrachter die Möglichkeit boten. 
den Prozess der Formfindung nachzuvollziehen. 
Die Ausstellung ging nicht nur auf die künstlerische 
Position von Paula Modersohn-Becker ein, sondern 
betrachtete auch die ausserkünstlerische Proble- 
matik einer Malerin um 1900, die als Frau Anspruch 
auf eine eigene persönliche und berufliche Ent- 
wicklung vertritt. Dadurch fand die Ausstellung in 
weiten Kreisen ein lebhaftes Echo und wurde zu 
ainem grossen Besuchererfolg. 
Ausstellungen im Graphischen Kabinett 
Als erste Ausstellung des Jahres 1977 zeigten wir 
Collagen von Alberto Magnelli aus den Jahren 
1936-65. Die Collagen stellen einen wichtigen Teil 
von Magnellis Gesamtwerk dar. Seine Auseinander- 
setzung mit diesem seit dem Kubismus neu ent- 
deckten künstlerischen Medium begann relativ spät. 
Sie setzte in dem Augenblick ein, als er nach der 
Zwischenperiode der figurativen Werke eine neue 
abstrakte Formensprache erarbeitete. Magnelli 
verwendete Blech, Notenpapier, Teerkarton, 
Marmorpapier, Wellkarton, Schmirgelpapier, Tapete 
und Schnüre und kombinierte diese Elemente mit 
gemalten und gezeichneten Formen. Ihn interes- 
sierten die ausgeschnittenen Materialteile als 
Bausteine seiner abstrakt-geometrischen Komposi- 
tionen. Er setzte sie als formale Mittel ein, gleich- 
zeitig betont jedoch der Reiz des Materials die 
emotionelle Komponente seiner Werke. 
Ausstellungen im Foyer 
Die Einrichtung unserer Foyer-Ausstellungen hat 
sich im Berichtsjahr bewährt. Es wurde wiederum 
eine Auswahl getroffen, die Einseitigkeit vermied 
und die möglichst vielen künstlerischen Richtungen 
Gelegenheit gab, sich zu manifestieren. Auch von 
Die zweite Ausstellung war dem Werk von Paula seiten der Zürcher Künstler her gesehen, scheinen 
Modersohn- Becker gewidmet. Aus Anlass des sich die Foyer-Ausstellungen grosser Beliebtheit 
100. Geburtstages der deutschen Künstlerin war in zu erfreuen. Die Liste um eine Bewerbung für eine 
Hamburg eine Ausstellung von Zeichnungen und Foyer-Ausstellung ist mittlerweilen so gross 
ja
	        
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