Volltext: Jahresbericht 1977 (1977)

die bewegliche Skulptur bereits In den zwanziger 
Jahren erfunden. Naum Gabo, Moholy-Nagy, 
Tatlin sind die Pioniere dieser neuen Maschinen- 
kunst gewesen. Aber gerade im Gegensatz dazu 
muss man Calders Mobiles sehen. Er liess die 
Gebilde aus sich selbst heraus schwingen. Sie 
sind durch und durch unmechanisch, eigentliche 
«Anti-Maschinen», die in einer freien, rhythmischen 
Bewegung im Einklang mit der Natur stehen, ob- 
wohl sie nicht die Natur imitieren. Bewegung ist 
ihr Inhalt, ihre Substanz. «Ein Mobile ...ist eine 
Blume, die verwelkt, wenn sie aufhört, sich zu 
bewegen, ein reines Spiel der Bewegung in dem 
Sinn, wie wir vom reinen Spiel des Lichts 
sprechen... Plastik suggeriert Bewegung, Malerei 
suggeriert Tiefe oder Licht. Ein Mobile suggeriert 
gar nichts: es fängt echte, lebendige Bewegung 
ein und formt sie. Mobiles haben keinen tieferen 
Sinn. Sie lassen einen an nichts denken als an sie 
selber. Sie sind so, das ist alles. Sie sind etwas 
Absolutes. Es umgibt sie mehr Unvorhersehbares 
als irgendeine andere menschliche Schöpfung. 
Kein menschliches Gehirn, nicht einmal das ihres 
Schöpfers, vermag all die komplexen Kombina- 
tionen vorherzusehen, deren sie fähig sind. Eine 
allgemeine Bestimmung zur Bewegung Ist ihnen 
vorgezeichnet, und dann bleibt es ihnen überlassen, 
sie allein auszuarbeiten. Was sie in einem bestimm- 
ten Augenblick tun mögen, wird bestimmt von der 
Tageszeit, der Sonne, der Temperatur oder dem 
Winde ...» Das schrieb Sartre 1947 anlässlich einer 
Ausstellung der Mobiles in der Galerie Buchholz. 
Treffender lässt sich ihr Erscheinungsbild nicht 
wiedergeben. An diesem Werk hat Poesie einen 
grossen Anteil. Schon 1939 beschrieb der ameri- 
kanische Kunsthistoriker Sweeney die Mobiles als 
«Romantik und Gefühl». Das Spielerisch-Heitere 
hat ihnen von Anfang an die Zuneigung von 
Kunstkennern und -sammlern gesichert. Kunst- 
a N baden üben nn * Interaction of Color, Yale University Press New Haven 
und London 1963. Deutsche Ausgabe: Verlag Josef Keller 
Arbeiten an Mirö — und den Farbkombinationen Starnberg, 
Mondrians anzusiedeln. Gefiltert aber ist gerade 
dieser Einfluss durch eine bewusst amerikanische 
Komponente, die sich im spielerischen Moment 
dieser Konstruktionen vielleicht am besten darstellt 
Calder galt immer als der «Amerikaner In Paris», 
der der europäischen Kunst eine amerikanische 
Note verlieh. Und sein Erfolg — er bahnte sich 
bereits 1933 mit seinen ersten Ausstellungen an 
umfasste von Anfang an Europa und Amerika. 
Calder, Einleitung von H. Havard Arnason 
mit Kommentaren von Alexander Calder 
Ed. Praeger, 1971 
Erika Billete' 
Seit 1949 arbeitete Josef Albers an der Reihe der 
Quadratbilder. Bis in seine letzten Lebensjahre 
äusserte er im Gespräch mit dem ungebrochenen 
Feuer malerischer Leidenschaft, dass die Auseinan 
dersetzung mit der Farbe für ihn nie zu einem Ende 
kommen könne. Jeden Tag, wenn er in sein Atelie' 
gehe, mache er Entdeckungen über die «Inter- 
action of color». So nannte er die umfangreiche 
Publikation, die 1963 * erschienen ist und die 
Studien von ihm und von seinen Schülern enthält 
Keine Theorie sollte es sein, sondern Demonstration 
der Wirkungsweise von Farbe zu Farbe, aus 
experimenteller Beobachtung gewonnen. Die Qua: 
dratbilder, die zunächst «Huldigung an das 
Quadrat» hiessen, taufte er später um in « Huldiguna 
an die Farbe». 
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