Volltext: Jahresbericht 1978 (1978)

Vertreter des neuen Tanzes und zum Schluss die 
Bankiers und Industriellen aus verschiedensten 
historischen und individuellen Motivationen auf 
dem unterdessen zum Berg der Wahrheit dekla- 
rierten Hügel. Die Ausstellung wurde zu einem 
ausgesprochenen Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil 
zahlreiche, heute höchst aktuelle Ideen auf und um 
den Monte Veritä entwickelt worden waren, auch 
wenn die Vielzahl der alternativen Lebensentwürfe 
letztlich scheiterten und Ascona zum mondänen 
und modernen Touristenort «absank». Die Aus- 
stellung wird anschliessend in Berlin und Wien 
gezeigt. 
Ausstellungen im Graphischen Kabinett 
Im Graphischen Kabinett fanden 1978 drei Aus- 
stellungen statt. Die erste war den Zeichnungen 
von Giovanni Segantini gewidmet. In einem Über- 
blick über Segantinis zeichnerisches Schaffen 
zeigten wir aus dem bis heute bekannten Gesamt- 
bestand von 300 Zeichnungen eine Auswahl seiner 
Skizzen nach der Natur, seiner Vorstudien nach 
Bildern und vor allem der berühmten Nachzeich- 
nungen, die Segantini meistens aus dem Gedächtnis 
nach seinen bereits vollendeten Gemälden aus- 
geführt hat. Zuweilen reproduzierte er die Bilder 
mit erstaunlicher Exaktheit, dann wieder wandelte 
er einzelne Motive ab oder änderte den Stim- 
mungsgehalt. Die Varianten inspirierten Ihn zu 
neuen Bildideen. Der Hauptantrieb zu den Nach- 
zeichnungen lag zweifellos in dem ständigen 
Streben nach Weiterentwicklung und Vollendung 
seiner Werke. Segantini ging die Themen, um die 
seine Bildwelt kreiste, sowohl in den Bildern als 
auch in den Zeichnungen immer wieder von neuem 
an. Die Nachzeichnungen spielten in dem Bewusst- 
seinsprozess des Nachdenkens, Beobachtens und 
Analysierens eine wichtige Rolle und geben 
deshalb Einblick in die Schaffensentwicklung des 
Künstlers. 
Im Anschluss an die beiden grossen Kunsthaus- 
Ausstellungen von 1968 und 1969, die einen 
Überblick über Picassos graphisches Werk gegeber 
hatten, zeigten wir als Fortsetzung die in den bei- 
den letzten Lebensjahren Picassos entstandenen 
156 graphischen Blätter 1970-72. Die Ausstellung 
wurde nicht chronologisch präsentiert, sondern 
nach Themen gruppiert. Das zentrale Thema von 
Picassos Alterswerk bleibt « Maler und Modell». 
Es weitet sich in den letzten Jahren immer stärker 
zur Konfrontation von Mann und Frau und zur 
eigentlichen Hommage des alternden Picasso an 
das Weib aus, was unter dem Titel « Betrachter 
und Modell» gezeigt wurde. Daran schloss unmittel 
bar das Thema der Bordellszenen an. Eine kleine 
Gruppe von Blättern bezog sich auf die Figur der 
Kupplerin « Celestina», mit der sich Picasso im 
Zusammenhang mit der Illustration der gleich- 
namigen Tragikomödie von Fernando de Rojas seit 
1968 beschäftigt hatte. Andere Blätter behandelten 
das Thema «Zirkus und Theater». Einige Werke 
der Ausstellung knüpften an berühmte Bilder anderer 
Maler an, die Picassos Phantasie stimuliert und 
als Katalysator für seine eigenen Entdeckungen 
gedient hatten: zum Beispiel «Le dejeuner sur 
’herbe» von Manet, «Bain turc» von Ingres, 
«Doppelbildnis mit Saskia» von Rembrandt. Picasso 
griff in seinem Alterswerk sogar auf Gestalten und 
Themen seiner eigenen Bilder zurück, unter anderem 
auf «Les Demoiselles d’Avignon» von 1907. Die 
Radierungen zu diesem Themenkreis zeigten, dass 
Dicasso — wie bei den Paraphrasen alter Kunst- 
werke — frühere Themen in der Wiederaufnahme 
verwandelte und zu etwas völlig Neuem führte. 
Die schöpferische Kraft und Frische des alten 
Picasso war für viele Besucher die Überraschung 
dieser Ausstellung. 
Die dritte Ausstellung im Graphischen Kabinett war 
den Arbeiten auf Papier von Max Ernst gewidmet. 
Sie konzentrierte sich damit auf die Medien, In 
denen Max Ernst die neuen Ausdrucksformen seines 
„7.
	        
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