Hinweis
auf einige Neuerwerbungen
FRITZ GLARNER IM KUNSTHAUS ZÜRICH
Mit dem Nachlass von Fritz Glarner wird die Samm-
lung des Kunsthauses Zürich mehrfach bereichert.
Es verstärkt sich die Präsenz der Konkreten Kunst
Schweizer Herkunft, die ein folgenreiches Kapitel
der Moderne in unserem Land darstellt. Ausserdem
ist Fritz Glarner durch seinen langen Aufenthalt in
den USA eng mit der geometrisch orientierten
amerikanischen Malerei verbunden. In Zürich ge-
hörte er zur 1937 gegründeten «Allianz» (Vereini-
gung moderner Schweizer Künstler), in New York
schloss er sich den 1936 entstandenen «American
Abstract Artists» an. Diese nahmen auch die aus
Europa zugewanderten Künstler auf, Josef Albers
zum Beispiel, dann Piet Mondrian. Zwischen Mon-
drian und Glarner entwickelte sich eine enge
Freundschaft, die von der Ankunft des hollänischen
Meisters des Neoplastizismus in New York 1940 bis
zu seinem Tod 1944 dauerte. Die beiden Maler
hatten sich allerdings schon in den zwanziger Jah-
ren in Paris gekannt. - Diese Hinweise mögen
genügen, um zu zeigen, wie vielschichtig das Bezie-
hungsgeflecht ist, dem sich Fritz Glarner im Kunst-
haus Zürich einfüat.
Das Legat von Lucie Glarner an die Zürcher Kunst-
gesellschaft enthält als Kernstück rund zwanzig fer-
tig ausgeführte Bilder von den späten zwanziger
Jahren bis zu vollendeten Beispielen des Relational
Painting. Da der Kanton Tessin seine Rechte fordert.
muss der Nachlass aufgeteilt werden: eine grössere
Werkgruppe bleibt in Zürich, eine kleinere geht in
das im Entstehen begriffene Museum in Lugano.
Dem Wunsch von Frau Glarner entsprechend, wahrt
Zürich zusammen mit den bereits im Kunsthaus
domizilierten Arbeiten den Schwerpunkt. Anderer-
seits darf man es begrüssen, dass Glarner im Tessin
nicht vergessen wird. Die Glarners fühlten sich dort
zuhause und unterhielten viele künstlerisch-freund-
schaftliche Kontakte. Lucie Glarner setzte sie nach
dem Tod ihres Gatten fort und kümmerte sich mit
Verständnis und Liebe um sein Erbe. Gern denke
ich an die uneigennützige Hilfe zurück, die mir Lucie
bei der Vorbereitung meiner 1976 erschienenen
Glarner-Monographie entaegenbrachte.
ın dieser Monographie findet sich ein Werkverzeich-
is. Wenn man darin die aus dem Glarner-Nachlass
dem Kunsthaus zugefallenen Bilder vergleichend im
chronologischen Ablauf des gesamten (Euvres
betrachtet, sieht man, dass sechs für seinen,
Werdegang besonders wichtige Bilder nach Zürich
kommen: Composition 1932 (Abb. 10), Painting 1941
‘Abb. 11), Painting (grey) 1942 (Abb. 12), Relational
Painting, Tondo No. 1 1944 (Abb. 9), Painting (white)
1945 (Abb. 13) und Relational Painting 1945-48
‘Abb. 14). Zur Erinnerung an die Person von Fritz
Glarner sei festgehalten, dass er, 1899 in Zürich
geboren, ein Schweizer war, der fast nie in Zürich
gelebt hat. Kindheit und Jugend verbrachte er in
Italien, die zwanziger und dreissiger Jahre in Paris.
Kurz in Zürich 1936, siedelte er nach New York über
und liess sich 1957 in Huntington, Long Island,
nieder. Ein schwerer Unfall 1966 erforderte eine
‚ange Rekonvaleszenz; 1971 kehrten die Glarners
nach Locarno zurück, 1972 starb Fritz Glarner. Still
und in sich ruhend, wie sein Naturell war, ist seine
Malerei. Seit den vierziger Jahren kreiste sie um
das, was er Relational Painting nannte: Bilder aus
der Beziehung von Formen und Farben gebaut. Die
allgemeinste Erklärung, die man über den Sinn des
Malens machen kann, wurde für ihn zu Methode
und Inhalt gleichzeitig.
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