Volltext: Jahresbericht 1979 (1979)

Hinweis 
auf einige Neuerwerbungen 
FRITZ GLARNER IM KUNSTHAUS ZÜRICH 
Mit dem Nachlass von Fritz Glarner wird die Samm- 
lung des Kunsthauses Zürich mehrfach bereichert. 
Es verstärkt sich die Präsenz der Konkreten Kunst 
Schweizer Herkunft, die ein folgenreiches Kapitel 
der Moderne in unserem Land darstellt. Ausserdem 
ist Fritz Glarner durch seinen langen Aufenthalt in 
den USA eng mit der geometrisch orientierten 
amerikanischen Malerei verbunden. In Zürich ge- 
hörte er zur 1937 gegründeten «Allianz» (Vereini- 
gung moderner Schweizer Künstler), in New York 
schloss er sich den 1936 entstandenen «American 
Abstract Artists» an. Diese nahmen auch die aus 
Europa zugewanderten Künstler auf, Josef Albers 
zum Beispiel, dann Piet Mondrian. Zwischen Mon- 
drian und Glarner entwickelte sich eine enge 
Freundschaft, die von der Ankunft des hollänischen 
Meisters des Neoplastizismus in New York 1940 bis 
zu seinem Tod 1944 dauerte. Die beiden Maler 
hatten sich allerdings schon in den zwanziger Jah- 
ren in Paris gekannt. - Diese Hinweise mögen 
genügen, um zu zeigen, wie vielschichtig das Bezie- 
hungsgeflecht ist, dem sich Fritz Glarner im Kunst- 
haus Zürich einfüat. 
Das Legat von Lucie Glarner an die Zürcher Kunst- 
gesellschaft enthält als Kernstück rund zwanzig fer- 
tig ausgeführte Bilder von den späten zwanziger 
Jahren bis zu vollendeten Beispielen des Relational 
Painting. Da der Kanton Tessin seine Rechte fordert. 
muss der Nachlass aufgeteilt werden: eine grössere 
Werkgruppe bleibt in Zürich, eine kleinere geht in 
das im Entstehen begriffene Museum in Lugano. 
Dem Wunsch von Frau Glarner entsprechend, wahrt 
Zürich zusammen mit den bereits im Kunsthaus 
domizilierten Arbeiten den Schwerpunkt. Anderer- 
seits darf man es begrüssen, dass Glarner im Tessin 
nicht vergessen wird. Die Glarners fühlten sich dort 
zuhause und unterhielten viele künstlerisch-freund- 
schaftliche Kontakte. Lucie Glarner setzte sie nach 
dem Tod ihres Gatten fort und kümmerte sich mit 
Verständnis und Liebe um sein Erbe. Gern denke 
ich an die uneigennützige Hilfe zurück, die mir Lucie 
bei der Vorbereitung meiner 1976 erschienenen 
Glarner-Monographie entaegenbrachte. 
ın dieser Monographie findet sich ein Werkverzeich- 
is. Wenn man darin die aus dem Glarner-Nachlass 
dem Kunsthaus zugefallenen Bilder vergleichend im 
chronologischen Ablauf des gesamten (Euvres 
betrachtet, sieht man, dass sechs für seinen, 
Werdegang besonders wichtige Bilder nach Zürich 
kommen: Composition 1932 (Abb. 10), Painting 1941 
‘Abb. 11), Painting (grey) 1942 (Abb. 12), Relational 
Painting, Tondo No. 1 1944 (Abb. 9), Painting (white) 
1945 (Abb. 13) und Relational Painting 1945-48 
‘Abb. 14). Zur Erinnerung an die Person von Fritz 
Glarner sei festgehalten, dass er, 1899 in Zürich 
geboren, ein Schweizer war, der fast nie in Zürich 
gelebt hat. Kindheit und Jugend verbrachte er in 
Italien, die zwanziger und dreissiger Jahre in Paris. 
Kurz in Zürich 1936, siedelte er nach New York über 
und liess sich 1957 in Huntington, Long Island, 
nieder. Ein schwerer Unfall 1966 erforderte eine 
‚ange Rekonvaleszenz; 1971 kehrten die Glarners 
nach Locarno zurück, 1972 starb Fritz Glarner. Still 
und in sich ruhend, wie sein Naturell war, ist seine 
Malerei. Seit den vierziger Jahren kreiste sie um 
das, was er Relational Painting nannte: Bilder aus 
der Beziehung von Formen und Farben gebaut. Die 
allgemeinste Erklärung, die man über den Sinn des 
Malens machen kann, wurde für ihn zu Methode 
und Inhalt gleichzeitig. 
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