Volltext: Jahresbericht 1980 (1980)

skulpturalen Kurzform, mit der seit 1925 erarbeiteten ANMERKUNGEN 
Raffung seiner Scheibenplastiken. 
Indem er dieser Skulptur die Bezeichnung eines 
«Objektes» gab, betonte Giacometti im Sinne der von 
Marcel Duchamp postulierten «Desartifikation» ihren 
Charakter als ein systematisch hergestelltes lebloses 
Ding-an-sich, dessen Magie sich erst durch den 
Funken einer anspielungsreichen Phantasie - der des 
Künstlers wie auch des Betrachters - in einer 
schwindelerregenden Fülle von «images extra- 
lucides> entzündet. Weil dieses <«objet muet et mobile; 
ohne jede Kontrolle der Vernunft jenseits aller 
ästhetischen wie auch ethischen Einschränkungen 
entstand, sind sein Aussehen, seine Positionen und 
auch seine Interpretationsmöglichkeiten «nicht 
schön). 
Dieses ungegenständlich-geometrische Objekt hat 
Giacometti ohne Basis oder Sockel erdacht. Kann es 
nach dem Wurf auch am Boden liegen bleiben, 
könnte man ihm auch die fatale Rolle einer Falle, über 
die ein Unvorsichtiger stolpern kann, zugestehen, 
so aufgeladen wie es mit vehementem Affekt und 
plastischer Kraft ist. Für die skulpturalen Werke 
dieser Schaffensperiode beabsichtigte Giacometti 
die Ausführung in übernatürlicher Grösse.7? Die raum 
schöpferischen Elementarformen und ihr räumliches 
Beziehungsspiel haben auch diesen «unangenehmen 
Gegenstand)» für den monumentalen Massstab von 
Anfang an bestimmt. In der Monumentalität hätte 
diese Grausamkeitsplastik, dieses Sinnbild des Lei- 
dens und der Angst seine existenzielle Überhöhung 
endgültig erreicht. 
James Lord: A Giacometti portrait, New York, o.J., S. 48: «In der 
surrealistischen Gruppe war ich als avantgardistischer Bildhaue' 
gewissermassen berühmt. Über das Schaffen aller dieser Jahre 
kann ich nur sagen, dass ich es unternahm, weil es so leicht war 
Die Skulpturen kamen meistens schon komplett in mein 
Gedächtnis. Das einzige Problem war, sie dann auszuführen, und 
das war eine mechanische Angelegenheit, nicht schwieriger 
als diejenige, mit der mir Diego half. 
Marcel Jean in seiner «Histoire de la peinture surrealiste», Paris 
1959, S. 226: «Gegen das Ende des Jahres 1934 hörten wir ihr 
sagen, alles, was er bis Jetzt gemacht hätte, sei Masturbation 
gewesen. Im Moment hätte er keine anderen Aspirationen, als 
einen Kopf ‚hinzukriegen’ ... - Die letzte Zusammenarbeit 
Giacomettis mit den Surrealisten bestand in zwei Skizzen zum 
Programmheft von Lichtbildvorträgen im Juni 1935 - Veranstaı 
tungen, die übrigens nicht mehr stattfanden.) 
Alberto Glacometti. Schriften, Fotos, Zeichnungen, herausg. vor 
Ernst Scheidegger, Zürich 1958, 0.S., S. 28, wiederabgedruckt 
bei Reinhold Hohl: Alberto Giacometti, Stuttgart 1971, S. 249. 
James Lord, S. 48. 
.. «Ich war damals in ein Mädchen verliebt, welches eine 
Schwester hatte, die lahm war. Das - die konischen Zapfen & is1 
sie, Ihre Schwester und der kleine Bruder... ». Siehe Hohl, S. 101 
idem, S. 81. 
Siehe Hohl, Vergleichsabbildungen S. 291, Nrn. 32, 33, und 
Douglas Hall: Alberto Giacometti's woman with her throat cut, 
1932, Scottish National Gallery of Modern Art, 1980, Abb. S. 15 
Hall meint auch, das «Objet desagreöable, ä jeter» wäre zum 
Werfen bestimmt. Neben in Gips wurde es auch in Holz ausge 
führt, s. Hohl, Abb. S. 63. 
Hall, Abb. S. 12. Zum Programm solcher Monumente gehörte 
gewiss auch die Zeichnung <«Projet pour une sculpture», 1931, 
Alberto-Giacometti-Stiftung, Inv.-Nr. GS-131 
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Dagmar Hnikova 
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