skulpturalen Kurzform, mit der seit 1925 erarbeiteten ANMERKUNGEN
Raffung seiner Scheibenplastiken.
Indem er dieser Skulptur die Bezeichnung eines
«Objektes» gab, betonte Giacometti im Sinne der von
Marcel Duchamp postulierten «Desartifikation» ihren
Charakter als ein systematisch hergestelltes lebloses
Ding-an-sich, dessen Magie sich erst durch den
Funken einer anspielungsreichen Phantasie - der des
Künstlers wie auch des Betrachters - in einer
schwindelerregenden Fülle von «images extra-
lucides> entzündet. Weil dieses <«objet muet et mobile;
ohne jede Kontrolle der Vernunft jenseits aller
ästhetischen wie auch ethischen Einschränkungen
entstand, sind sein Aussehen, seine Positionen und
auch seine Interpretationsmöglichkeiten «nicht
schön).
Dieses ungegenständlich-geometrische Objekt hat
Giacometti ohne Basis oder Sockel erdacht. Kann es
nach dem Wurf auch am Boden liegen bleiben,
könnte man ihm auch die fatale Rolle einer Falle, über
die ein Unvorsichtiger stolpern kann, zugestehen,
so aufgeladen wie es mit vehementem Affekt und
plastischer Kraft ist. Für die skulpturalen Werke
dieser Schaffensperiode beabsichtigte Giacometti
die Ausführung in übernatürlicher Grösse.7? Die raum
schöpferischen Elementarformen und ihr räumliches
Beziehungsspiel haben auch diesen «unangenehmen
Gegenstand)» für den monumentalen Massstab von
Anfang an bestimmt. In der Monumentalität hätte
diese Grausamkeitsplastik, dieses Sinnbild des Lei-
dens und der Angst seine existenzielle Überhöhung
endgültig erreicht.
James Lord: A Giacometti portrait, New York, o.J., S. 48: «In der
surrealistischen Gruppe war ich als avantgardistischer Bildhaue'
gewissermassen berühmt. Über das Schaffen aller dieser Jahre
kann ich nur sagen, dass ich es unternahm, weil es so leicht war
Die Skulpturen kamen meistens schon komplett in mein
Gedächtnis. Das einzige Problem war, sie dann auszuführen, und
das war eine mechanische Angelegenheit, nicht schwieriger
als diejenige, mit der mir Diego half.
Marcel Jean in seiner «Histoire de la peinture surrealiste», Paris
1959, S. 226: «Gegen das Ende des Jahres 1934 hörten wir ihr
sagen, alles, was er bis Jetzt gemacht hätte, sei Masturbation
gewesen. Im Moment hätte er keine anderen Aspirationen, als
einen Kopf ‚hinzukriegen’ ... - Die letzte Zusammenarbeit
Giacomettis mit den Surrealisten bestand in zwei Skizzen zum
Programmheft von Lichtbildvorträgen im Juni 1935 - Veranstaı
tungen, die übrigens nicht mehr stattfanden.)
Alberto Glacometti. Schriften, Fotos, Zeichnungen, herausg. vor
Ernst Scheidegger, Zürich 1958, 0.S., S. 28, wiederabgedruckt
bei Reinhold Hohl: Alberto Giacometti, Stuttgart 1971, S. 249.
James Lord, S. 48.
.. «Ich war damals in ein Mädchen verliebt, welches eine
Schwester hatte, die lahm war. Das - die konischen Zapfen & is1
sie, Ihre Schwester und der kleine Bruder... ». Siehe Hohl, S. 101
idem, S. 81.
Siehe Hohl, Vergleichsabbildungen S. 291, Nrn. 32, 33, und
Douglas Hall: Alberto Giacometti's woman with her throat cut,
1932, Scottish National Gallery of Modern Art, 1980, Abb. S. 15
Hall meint auch, das «Objet desagreöable, ä jeter» wäre zum
Werfen bestimmt. Neben in Gips wurde es auch in Holz ausge
führt, s. Hohl, Abb. S. 63.
Hall, Abb. S. 12. Zum Programm solcher Monumente gehörte
gewiss auch die Zeichnung <«Projet pour une sculpture», 1931,
Alberto-Giacometti-Stiftung, Inv.-Nr. GS-131
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Dagmar Hnikova
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