Volltext: Jahresbericht 1980 (1980)

in Vallauris angerufen und - ohne Bloch zu fragen, 
ab es ihm überhaupt passe - gesagt: «Demain Bloch 
vient chez toi, il va faire le catalogue des gravures 
sur c&ramique.) Das war die Geburtsstunde des 
Ill. Bandes von Blochs (Euvre-Katalog des graphi- 
schen Werkes. Die Tonplatte «Personnages et 
cavalier> ist von einer Gipsmatrize gedruckt, auf die 
der Originallinolschnitt übertragen worden ist, der 
ursprünglich für den Papierabzug bestimmt war (vgl 
Bloch 1462). Die meisten Tonplatten Picassos sind 
jedoch in Direktübertragung von der eigenhändig 
gravierten Originalmatrize abgezogen. 
Die neuen Leihgaben der Gottfried Keller-Stiftung 
bilden mit ihren speziellen Techniken eine wertvolle 
Ergänzung der bereits in unserer Sammlung depo- 
nierten Picasso-Blätter sowie der eigenen Bestände 
an Picasso-Graphik. 
Jrsula Perucchi-Petri 
ANMERKUNGEN 
Die Zitate sind einem Gespräch der Verfasserin mit Georges 
Bloch vom 7.1.1981 entnommen. 
' Die Brüder Piero und Aldo Crommelynck, die früher bei Lacou 
rnere gearbeitet hatten und dann ihr Druckeratelier in Paris 
besassen, richteten 1963 in Mougins, dem Wohnort Picassos, 
in einer alten Bäckerei eine Handpresse ein. Picasso hat sehr 
geschätzt, dass sie ihm dort zur Verfügung standen, da er auf 
diese Weise in kurzer Zeit Probeabzüge bekommen konnte. 
Dadurch war es auch möglich, die zahlreichen Zustände seiner 
graphischen Blätter festzuhalten. 
‘ Die von Picasso erfundene Technik ist von Aldo und Piero 
Crommelynck in dem Ausstellungskatalog «Picasso, Bemalte 
Linos» der Galerie Beyeler Basel von 1970 eingehend beschrie- 
ben worden. 
ROBERT RYMAN, «CIRCLE LITHOGRAPH), 1971 
Die Graphische Sammlung konnte 1980 das Haupt- 
werk des graphischen (Euvres von Robert Ryman 
erwerben. Es handelt sich um 30 Probedrucke zu 
‘Circle Lithograph> sowie ein Exemplar der endgülti- 
gen Edition. Die Lithographien, die von Aluminium- 
olatten bei J. Wallace Brannen gedruckt wurden, ent 
standen in mehr als dreimonatiger Arbeit zwischen 
dem 17. März und dem 25. Juni 1971. Robert Ryman 
verwendete für die Probedrucke, von denen jeder 
ein Unikat ist, sieben Platten (bezeichnet A-G). Für 
die endgültige Edition behielt er davon nur zwei bei 
(A + B). Thema der Serie ist ein weisses Quadrat 
im Zentrum einer Kreisfläche. 
Die Farbe Weiss und das Quadrat bestimmen das 
Werk des 1930 in Nashville/Tennessee geborenen 
Robert Ryman seitseinen ersten Bildern aus den , 
fünfziger Jahren| In einer Zeit, in der die Kritiker die 
Malerei totsagten und die Künstler der Minimal 
Art aus dem als verbraucht und unglaubhaft empfun: 
denen Medium der Malerei auszubrechen und sich 
durch dreidimensionale Objekte neue künstlerische 
Möglichkeiten zu erschliessen suchten, setzte Ryman 
sich erneut intensiv mit diesem Medium auseinander 
Seine Reaktion auf den Abstrakten Expressionismus; 
von dem auch er noch in seinen Anfängen geprägt 
ist, besteht darin, dass er beginnt, die grundlegenden 
3edingungen von Malerei zu überdenken und zu 
untersuchen. Für ihn sind nicht mehr inhaltliche oder 
asychologische Komponenten wichtig, auch ver- 
meidet er jede persönliche Handschrift, sondern er 
setzt sich mit allen Elementen auseinander, die 
Zestandteile eines Bildes sind und bisher als solche 
ıicht genügend Beachtung gefunden hatten. Er 
Untersucht die unterschiedlichen Wirkungen von ver- 
schiedenen Farbmaterialien (wie Öl, Kasein, Email- 
lack, Kunststoffarben usw.) auf verschiedenen Bild- 
:rägern (wie Leinwand, Papier, Fiberglas, Wachs- 
papier, Holz, Metall usw.); er erforscht die Zusammen- 
hänge zwischen dem Bild und seiner Aufhängung. 
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