Volltext: Jahresbericht 1980 (1980)

an der rechten und unteren Seite jedoch nicht ganz 
bis zur Randlinie reicht (Nr. 17 und 19). In Kombination 
mit der zweiseitigen Begrenzung der Platte B liegen 
die rechte und die untere Seite ebenfalls wieder frei 
(Nr. 18 und 20, vgl. Abb. 19). 
Die dritte Möglichkeit des Farbflächendrucks bietet 
die Platte C («Autographische Tinte in gelb, mit dem 
Pinsel aufgetragen»). In Kombination mit der vier- 
seitigen Begrenzung der Platte F geht sie bis dicht an 
die Einrahmungslinien heran, mit Ausnahme der 
linken Seite, wo noch ein kleiner unregelmässiger 
Rand innerhalb der Rahmung freibleibt (Nr. 21 und 24 
vgl. Abb. 19). Entsprechend schliesst sie zusam- 
men mit der Platte B oben fest an die Einrahmung an 
und reicht auf der linken Seite nicht ganz an die 
Linie heran (Nr. 22). In Kombination mit der Platte E. 
in der ein geschlossenes Quadrat mit Lithostift frei 
um die Fläche geführt ist, geht sie mit Ausnahme des 
linken Randes an allen Seiten über die Ränder hinaus 
(Nr. 3, 4 und 5). Diese Platte wird auch allein ohne 
Umrahmung gedruckt (Nr. 1, 2, 11 und 12), wobei sich 
bei den einzelnen Probedrucken nur der Papierrand 
ändert. Ohne Randbegrenzungen kann auch die 
Platte D gedruckt werden (<«Lithotusche mit Lack 
verdünner vermischt, mit Baumwollkissen aufgetra- 
gen>). Dabei erscheinen die Spuren des Baumwoll- 
kissens als vertikale Striemen (Nr. 8). Die Platte D 
kann auch mit der Platte C kombiniert werden, 
wodurch eine sehr dichte und homogene Farbfläche 
entsteht (Nr. 6 und 7). Allein können auch die Platten 
mit den zweiseitigen (B, Nr. 23) und den vierseitigen 
Begrenzungslinien (F, Nr. 27, 28 und 29} gedruckt 
werden. In diesen Fällen ist die quadratische Fläche 
nichts anderes als das ausgesparte Weiss des Papier- 
grundes, wobei das Auge bei der zweiseitigen Ein- 
rahmung automatisch die Form zum Quadrat ergänzt 
Die hier beschriebenen Möglichkeiten der Beziehung 
zwischen Fläche und Rand kehren in ganz ähnlicher 
Weise in Rymans Malerei wieder. Die Begrenzungs- 
linien des Quadrats entsprechen den gezeichneten 
(Rahmen). mit denen er seine Bilder zuweilen bei 
einer direkten Befestigung auf der Wand von dieser 
abhebt (z.B. «Orrin», 1967, oil on linen with blue 
chalk line frame). In manchen Bildern wird diese 
Funktion von Klebstreifen übernommen. Die Serie deı 
«Surface veil) von 1970 ist ebenfalls von einer 
blauen Kreidelinie eingerahmt. Die Tendenz, die Farb- 
flächen nicht überall bis an die Ränder gehen zu 
lassen, fällt ebenfalls in der Malerei auf (vgl. «Clas- 
SICO), 1968) Zwischen der äusseren regelmässigen 
Quadratform und der freieren, unregelmässig aus- 
laufenden Binnenform, die wie in sich zusammen- 
gezogen erscheint, wird auf diese Weise eine Span- 
nung erzeugt, die den Eindruck des Malerischen 
und Sensuellen von Rymans Bildern unterstützt. An 
dieser Stelle liegt ein Spielraum für das Spontane, 
für die Entscheidungen, die erst während des Mal- 
vorgangs fallen und nicht vorher berechnet sind. 
Eine zusätzliche Möglichkeit bietet sich in der Graphik 
durch die über die Ränder hinausgehenden Farb- 
flächen, die in ihren frei verlaufenden Konturen den 
Eindruck von Belebung und Sensibilität auch in 
diesem Medium wachhalten. Hier zeigt sich auch, 
wie wenig Rymans Kunst — trotz seiner Bevorzugung 
des Quadrats - den konstruktivistischen Tendenzen 
oder den strengen geometrischen Formen der 
Minimal Art zuzuordnen ist. / 
Die dichte, opake Oberfläche, die entsteht, wenn er 
die Farbe mit dem Pinsel aufträgt, ist mit den Email- 
Bildern zu vergleichen (z.B. Serie «General» von 1970) 
in denen ebenfalls eine einheitlich glatte Oberfläche 
ohne Pinselstrukturen das Licht reflektiert. Der Farb- 
ton kann variieren, je nachdem welche Farben 
übereinandergedruckt sind und ob als Bildträger das 
dunklere Arches- oder das hellere BFK Rives-Papier 
verwendet worden ist. Mit dem Kreisformat, das 
selbst für Ryman ungewöhnlich ist und selten vor- 
kommt, hat er dem weissen Quadrat seinen «Raum; 
gegeben, in dem es sich entfalten kann wie ein Bild 
auf einer Wand. 
Die obigen Beschreibungen machen deutlich, dass 
es in der Kunst von Robert Ryman darum geht, die 
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