Full text: Jahresbericht 1981 (1981)

UP Haben Sie zu der Zeit schon angefangen, mit 
Ihren Kindern Musik zu machen? Steht das in dem 
Zusammenhang? 
DR Nein. Das sind nur Zeichnungen, die ich eine 
Zeitlang gemacht habe. Zum Beispiel das «Quartett 
(Abb. S. 17). Ich habe das Bild eingeteilt in vier Fel- 
der. Und jedes dieser Felder wollte ich wieder ein- 
teilen in positiv/negativ. Also sagen wir, in einem 
Teil sind die Quadrate weiss und schwarz, im 
andern sollten sie wieder schwarz und weiss sein, 
und sie sollten wieder untereinander unterschieden 
werden durch positive und negative Zeichnung 
darin. Das Quartett sollte nicht aus vier Leuten be- 
stehen, die zusammenspielen, aus vier Elementen, 
die zusammenkommen, sondern aus einer Viertei- 
lung, in die man immer wieder die Gegensätze 
ainteilt, eine Sache in zwei Hälften teilt. Eine 
schwarz, eine weiss. Und diese schwarze teilt man 
wieder in zwei Hälften, eine mit der Zeichnung 
drauf, eine ohne Zeichnung: ebenso die weisse. 
Eine Hälfte kann ich wieder von der andern unter- 
scheiden, dadurch dass die Zeichnung hier oben 
und dort unten ist. Da kann ich die Hälften auch 
wieder unterscheiden, indem ich eine zum Beispiel 
nochmal halbiere. Dann ist diese ungeteilt, und 
diese ist geteilt. Indem man ein Ganzes immer in 
der Mitte teilt, kann man zu Vierteln, Achteln, 
Sechzehnteln kommen. So ungefähr ist, ganz flüch- 
tig gesagt, das Prinzip. Das geht runter bis in die 
kleinste Einheit. Beim Zeichnen habe ich immer 
Musik, Quartettmusik gehört. Von Mozart und von 
Haydn. Und da hab ich gedacht, das klassische 
Quartett wird eigentlich immer falsch angeguckt, 
indem man glaubt, das ist ein zufälliges Prinzip, 
dass man sagt, der 1. Satz ist so, und der 2. Satz ist 
so, zum Beispiel langsamer. Im Grunde ist es auch 
so eingeteilt. Die durchgeführten Quartette von 
Haydn zum Beispiel, die richtigen Quartette, sind 
auch so aufgebaut, also ein Thema, eine Durchfüh- 
rung, oder Thema und Gegenthema. Das ist schon 
mal die Zweiteilung. Und dann wird das Thema oft 
noch unterteilt, indem es mal laut und mal leise ge- 
spielt wird, oder dann wird es mit verschiedenen In- 
strumenten durchgeführt. Es gibt also eigentlich im- 
mer eine Ausarbeitung von Gegensätzen. 
UP Und das haben Sie dann später auf die Spitze 
getrieben, indem Sie das «Fernquartett» gemacht 
haben, wo die Gegensätze vollkommen unabhängig 
sind. 
DR Ja, ich glaube, ich wollte immer zum Quartett 
hinkommen. Ich habe Partituren studiert und wollte 
eigentlich selber komponieren. Aber dann habe ich 
gemerkt, dass das viel zu langweilig ist. Das halte 
ich gar nicht aus. 
UP Und dann kam Ihnen die Idee, dass man 
Quartette ja auch anders spielen kann. Im Grunde 
ist doch der Sinn eines Quartetts, dass man zusam- 
men spielt. 
DR Das glaub ich nicht. Die Idee des Quartetts ist 
einfach, dass eine Einheit immer gevierteilt wird. Ob 
man’s zusammen oder auseinander spielt, spielt 
auch keine Rolle, man kann ja auch auseinander 
spielen, wenn’s nicht klappt. Das Romenthal-Quar- 
tett, wo ich mit Brus, Nitsch und Rühm gespielt 
habe, besteht ja aus vier Leuten, aber die spielen sc 
auseinander, dass es kein Zusammenspiel mehr ist, 
und trotzdem ist es ein Quartett, weil vier dabei 
sind. 
UP Und daraus hat sich dann die Idee entwickelt, 
dass die vier gar nicht mehr zusammen sein müs- 
sen und sie trotzdem ein Quartett spielen können. 
Im «Fernquartett) spielt jeder an einem andern Ort, 
und erst beim Zusammenkoppeln der vier Tonbän- 
der kann man sie als Quartett hören. 
DR Ja. 
UP Hier sieht man, dass es einen Zusammenhang 
zwischen den Büchern und den Graphiken und den 
späteren Videobändern und den Tonkassetten gibt, 
dass das alles im Grunde zusammengehört. 
DR Ja, das stimmt. 
UP Diese Vierteilung oder die Einteilung in Gegen- 
sätze kehrt im übrigen als Raster in zahlreichen 
andern Blättern wieder, auch wenn sie nichts mit 
Musik zu tun haben, zum Beispiel <«Afternoon> 
(Abb. S.17). Sie sind zum Teil mit ganz unkonventio- 
nellen Methoden an die Graphik herangegangen, 
ACC
	        
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