Gegenüber. Indem der junge Alberto Giacometti die
flächige Ausbreitung des frontal uns gegenüber-
stehenden Kopfes dem Typus nach übernahm,
stiess er auf Fragen: Was tritt mir gegenüber - die
Projektionsfläche eines Kopfes oder der Blick und
mit diesem alles an dem Kopf, was geistige Energie
ist? Und wie erscheint dies vor mir, wie funktioniert
die Brücke des Sehens, hole ich etwas heran auf
das Blatt Papier, stimmt es mit dem gesehenen
Modell und mit dem Vorgang des Sehens überein?
Das waren - wir wissen es - die Fragen des viel
älteren Giacometti in der Zeit seit dem Zweiten
Weltkrieg. Projizieren wir jetzt die noch schlum-
mernden Probleme in die Zeichnungen des Schier-
ser Gymnasiasten hinein? Konkret muss die Frage
lauten: Bilden wir uns die geistige Verwandtschaft
zwischen dem frühen Bildnis der Mutter und den
späten Werken Giacomettis bloss ein?
Dieter Koepplin
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