Full text: Jahresbericht 1981 (1981)

genossen enthält. Neben einem Filmzyklus wurde 
zudem ein Diskussionsabend mit Vertretern der da- 
mals jungen Generation veranstaltet. 
Ausstellungen im Graphischen Kabinett 
Die Ausstellung «Käthe Kollwitz - Die Zeichnerin) 
stellte mit rund 120 Zeichnungen das einer breiteren 
Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannte zeich- 
nerische Werk dieser Künstlerin vor. Die Original- 
zeichnungen mit ihren überraschend grossen For- 
maten liessen durch den materiellen Reiz von Kohle 
und Kreide und durch die Spontaneität der Geste 
das Werk der hauptsächlich durch ihre Druck- 
graphik bekannt gewordenen Künstlerin in einem 
neuen Licht erscheinen. In einer expressiven Ge- 
bärdensprache versuchte Käthe Kollwitz ihr soziales 
Engagement und ihr eigenes Betroffensein durch 
die Gestaltung auf den Betrachter zu übertragen 
und durch Bewusstmachung zur Lösung der er- 
kannten Probleme beizutragen. Bei dem Überblick 
über die Zeichnungen überraschte die Dominanz 
des Todesthemas. Welch existentielle Bedeutung 
dieses Thema für Käthe Kollwitz gehabt haben 
Muss, zeigt sich daran, dass es sich durch ihr ge- 
samtes Werk hindurchzieht und mit ausserordent- 
licher Eindringlichkeit dargestellt ist. In ihren Erinne- 
rungen und Tagebüchern finden sich einige Hin- 
weise darauf, dass der Tod für sie nichts Erschrek- 
kendes, sondern im Gegenteil eine gewisse Anzie- 
hungskraft besessen hat. Anregende Interpretatio- 
nen dieses Phänomens brachte das öffentliche «Ge- 
spräch über Käthe Kollwitz), in dem unter anderen 
Alice Miller ganz neue Einsichten in Person und 
Werk der Künstlerin liefern konnte. 
Die Ausstellung, die ein lebhaftes Echo fand und zu 
einem grossen Publikumserfolg wurde, beleuchtete 
in der Zusammenstellung mit der Ausstellung von 
Verena Loewensberg auch die Problematik der Frau 
in Ihrem Anspruch auf eine eigene künstlerische 
Entfaltung. 
In Verbindung mit dem zweitägigen Workshop von 
Vito Acconci zeigte eine kleine Ausstellung Arbeiter 
des Künstlers, die sich auf seine neuesten Raumin- 
stallationen bezogen. Vito Acconci hatte bereits in 
seinen ersten Stücken in den frühen 70er Jahren 
begonnen, Kunst als Anlass des menschlichen Kor 
takts zu sehen. Die Suche nach menschlicher Be- 
gegnung und nach Gemeinschaft spielte auch bei 
seiner Entscheidung für das Medium Video eine 
Rolle, denn beim Video geht es um eine Nahauf- 
nahme, um einen Nah-Raum, den Acconci als «Kor 
takt-Raum), als «eine Art Intim-Raum» empfindet. 
Seine Vorstellung, der Kunstprozess führe zu 
menschlicher Begegnung, brachte ihn zunächst da 
zu, das Autobiographische stark miteinzubeziehen. 
Seit 1974/75 verlagerte sich jedoch seine Aufmerk 
samkeit auf kulturelle und politische Situationen. 
Acconci liess seine Person aus dem Spiel und fing 
an, Installationen für einen ganz bestimmten Raurr 
zu konzipieren. Immer stärker beschäftigte ihn in 
diesem Zusammenhang die Frage der Unterdrük- 
kungsmechanismen. Die Installationen sollten den 
Betrachter zu einer Analyse seiner Unterdrückung 
und möglicherweise zu deren Beseitigung animie- 
ren. Eine Installation wie «The people machine) vor 
1980, die in der Ausstellung durch ein 26teiliges 
Werk in verschiedenen Techniken, wie Photo, 
Zeichnung und Text, dokumentiert wurde, bot dem 
Betrachter theoretisch die Möglichkeit des Eingriffs 
durch das Auslösen einer Schleuder konnte die 
ganze Anlage in sich zusammenstürzen. 
Ausstellungen im Foyer 
Im Foyer lösten sich wie in früheren Jahren Grup- 
pen- und Einzelausstellungen ab, wobei bei den 
letzteren vermehrt jüngere Zürcher Künstler zum 
Zuge kamen. Die Sektionsausstellungen der GSMBA 
und GSMBK galten den Themen «Des Künstlers 
Künstler» und <«Heimat). Die Aktivmitglieder der 
Zürcher GSMBA-Sektion wurden eingeladen, eine 
Liste mit zehn Namen zu bestücken, wobei nicht 
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